Recycling von Smartphones rettet Gorillas
Archivmeldung vom 08.12.2018
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.12.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer sein altes Handy recyceln lässt, anstatt es aufzuheben oder wegzuwerfen, erhöht die Überlebenschancen der vom Aussterben bedrohten Gorillas in der Demokratischen Republik Kongo. Zu dem Fazit kommen Forscher der University of South Australia (Unisa) und der Artenschutzorganisation Zoos Victoria. Denn beim Recyceln werden wertvolle Materialien, vor allem Gold, Zinn, Wolfram und Tantal, zurückgewonnen, die normalerweise bergmännisch gefördert werden.
Lebensraum bewahren
Um die Rohstoffe zu erschließen, werden immer neue Bergwerke erschlossen. Damit reduziert sich der Lebensraum für den Grauergorilla stark. "Aus jeweils 30 bis 40 Mobiltelefonen lässt sich ein Gramm Gold zurückgewinnen", sagt Carla Litchfield von der Unisa. Die Lage könnte sich noch laut der Expertin noch verschärfen, "weil der Verkauf von Smartphones immer neue Rekordzahlen erreicht und weil in vielen Geräten mehr Gold steckt als in älteren Modellen".
Die Forscher haben Gründe ermittelt, die das Recycling erschweren. In vielen Ländern gebe es keine geeigneten Anlagen, in denen sich die Wertstoffe zurückgewinnen lassen. Viele Menschen gäben ihre alten Mobiltelefone nicht aus der Hand, weil sie fürchten, dass die darauf befindlichen Daten missbraucht werden. Und manche horteten die Geräte ganz einfach.
93 Prozent weniger Gorillas
Allein in Deutschland schlummern im Jahr 2035 rund 8.000 Tonnen Wertstoffe in nicht recycelten Alt-Handys, schätzt Litchfield. In China seien es im Jahr 2025 neun Tonnen Gold, 15 Tonnen Silber und 3.100 Tonnen Kupfer, die in 350 Mio. nicht mehr genutzten Mobiltelefonen steckten. Da diese gewaltigen Mengen an Wertstoffen nicht genutzt würden, müssten immer neue Bergwerke in bisher naturbelassenen Regionen erschlossen werden. Die Zahl der Tiere im Kongo liege bei nur noch 4000. Die Population habe in den vergangenen Jahren regional unterschiedlich zwischen 73 und 93 Prozent abgenommen.
Unisa und Zoos Victoria haben in den drei Zoologischen Gärten, die Zoos Victoria betreut, selbst die Initiative ergriffen und Besucher über den Zusammenhang von Gorillasterben und schlechter Recycling-Quote informiert. Seit 2014 konnten 115.000 Mobiltelefone eingesammelt werden. Das ist nicht viel angesichts von hunderten Millionen Alt-Handys. Doch Litchfield hofft, dass in anderen Teilen der Welt ähnliche Kampagnen ins Leben gerufen werden.
Quelle: www.pressetext.com/Wolfgang Kempkens