Entsetzen über Tigertötungen in Südchina
Archivmeldung vom 17.08.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.08.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Zoo Safari- und Hollywoodpark wird künftig keine Tiger mehr nach China verkaufen und versuchen, Tiger, die 2002 in den Süden Chinas verkauft wurden, zurück zu holen.
Der Zoo/Park ruft alle Besucher seiner Internetseiten (www.safaripark.de) dazu auf (Start: 20.08.), eine Online-Petition zu zeichnen, die die unfassbaren Missstände der Haltung und Tötung von Tigern in China anprangert. Darüber hinaus möchte der Zoo/Park Belinda Wright 5000 Euro zur Verfügung stellen und damit die Arbeit der Tierschützerin unterstützen. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass unfassbare Missstände in China öffentlich geworden sind.
Die Veröffentlichung in der BILD-Zeitung vom 13. August, in der an Hand der Fotos von Belinda Wright belegt wird, dass im Süden Chinas Tiger auf "Farmen" gehalten, gezüchtet und getötet werden, um in der chinesischen Medizin weiter verwertet zu werden, hat im Zoo Safaripark tiefe Bestürzung ausgelöst. "Wir sind schockiert. Seit vielen Jahren züchten und halten wir Bengaltiger. Dass Menschen fähig sind, so mit diesen Tieren umzugehen, ist für uns alle unfassbar", so Fritz Wurms (54), Geschäftsführer.
Alle im Park sind jetzt nach neuesten Erkenntnissen in großer Sorge um zehn Tiger, die am 12.09.2002 über einen Tiervermittler in den Süden Chinas verkauft worden sind. Der Zoo Safaripark arbeitete seit vielen Jahren u.a. mit diesem Vermittler zusammen, hat auch selbst Tiere über ihn bezogen ? eine gängige Praxis. Der Vermittler galt als seriös, und so sahen die Verantwortlichen seinerzeit keinen Grund, selbst zu recherchieren. "Ein Versäumnis, das möglicherweise für die Tiger aus unserem Zoo, die mit aller Fürsorge aufgezogen wurden, fatale Folgen hatte... Ein Fehler, den wir einräumen", so Fritz Wurms.
Die Berichterstattung der BILD-Zeitung und anschließende eigene Recherchen lassen Schlimmes befürchten. Die zehn Tiger sind 2002 an den Guilin Xiongden "Bear & Tiger Zoo" gegangen. Einer Einrichtung, die, wie man heute weiß, den Begriff "Zoo" zur Farce macht. Tiere werden dort nach Berichten nicht nur auf eine Weise zur Schau gestellt, die entwürdigend und tierquälerisch ist. Der Verdacht liegt nahe, dass auch hier Tiger getötet oder geschlachtet werden, um u.a. gewinnträchtig in der chinesischen Medizin weiter verarbeitet zu werden. Darauf weisen jüngste Veröffentlichungen hin.
Nachdem der Zoo/Park von diesen unfassbaren Grausamkeiten erfahren hat, wurden die oben zitierten Maßnahmen beschlossen. Parkchef Fritz Wurms will versuchen, seine Tiger zurück in den Zoo Safaripark zu holen, "wenn sie noch leben", sagt er verbittert. An Hand eines Chips, den sie unter der Haut tragen, lassen sich die Tiere aus dem Zoo Safaripark zweifelsfrei identifizieren. Als erstes wird der Park in den nächsten Tagen Kontakt mit dem so genannten "Zoo" in Südchina aufnehmen. "Wenn wir keine Antwort bekommen, wenden wir uns an die Botschaft. Wir ziehen keine Tiger auf, damit sie so enden...."; sagt Fritz Wurms, der mit einem Tierpfleger-Team und Transportboxen selbst nach China fliegen will, wenn nach den Recherchen eine Chance besteht, die Tiger zurück zu bekommen.
Im Zoo Safari- und Hollywoodpark werden seit mehr als 30 Jahren Tiger gezüchtet und auch weiterverkauft. Alle Tiere, die verkauft werden, sind gechipt, verfügen selbstverständlich über die nötigen Papiere und Gesundheitszeugnisse. Jeder einzelne Tierexport bedarf der behördlichen Genehmigung. Diese liegt und lag in jedem Fall vor. Auch beim China-Transport (Kreis Gütersloh, Veterinäramt; Bundesamt für Naturschutz).
In vielen Fällen ist Fritz Wurms selbst ins Ausland gereist. Hat sich die Anlagen vor Ort angeschaut, Gespräche geführt und seine Transporte selbst geleitet (z.B. Schweden, Italien, Dänemark,...). In einigen Zoos sind sogar eigens Anlagen für die Tiere aus Stukenbrock gebaut worden. Fritz Wurms war hier beratend tätig. In seinen Verträgen behält sich Fritz Wurms heute vor, jederzeit ein unabhängiges Gutachten über den Zustand und die Haltung der Tiere verlangen zu können und die Tiere ggf. zurückholen zu können. 2002 gab es diese Klausel noch nicht.
Nach China ist Fritz Wurms 2002 nicht gereist. "Ich habe mich darauf verlassen, dass meine Tiere dort gut untergebracht und gehalten werden, dem Vermittler vertraut. Heute weiß ich: das hätte ich nicht tun sollen."
"Bevor diese Tiger nach China gingen, hatten wir weiße Tiger an die Zoos von Beijing und Guanjao verkauft. Nach diesen Verkäufen haben wir Mails, Berichte und Fotos bekommen. Europäer, die wir seit vielen Jahren gut kennen, und die etwas von Tierhaltung verstehen, waren dort und haben uns Rückmeldungen gegeben. Es bestand kein Anlass zur Sorge, den Tieren ging es gut".
Sicher auch ein Grund dafür, weitere Tiger in gutem Glauben nach China zu verkaufen. "Es lag und liegt jenseits unserer Vorstellungskraft, dass jemand, wo auch immer, Tiger kauft, einen teuren Transport bezahlt, um sie dann zu quälen oder grausam zu töten. Offenbar reicht unsere Vorstellungskraft hier nicht aus..."
Quelle: Pressemitteilung Hollywood- und Safaripark