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Lübecks Politiker schieben Beseitigung der Giftgasgefahr auf die lange Bank

Archivmeldung vom 05.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Als "der Gefahrenlage nicht angemessen" kritisieren NABU, Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) und Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) das Stillhalten der Hansestadt Lübeck bei den Giftgasfunden in der Lübecker Bucht. Die Naturschutzverbände fordern die Hansestadt auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um die Giftgasflaschen orten und beseitigen zu lassen.

"Die Bergung von vornherein aus Kostengründen abzulehnen ist verantwortungslos und fahrlässig", kommentiert Petra Deimer von der GSM. Eine fachgerechte Einschätzung über die Gefahrenlage ist nur möglich, wenn Lage und Zustand der Flaschen bekannt sind. Ein pragmatisches Handeln sähe nach Ansicht der Naturschutzverbände so aus, mit den Wracksuchschiffen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes unverzüglich die Flaschen im Umkreis der bekannten Versenkungsstelle orten zu lassen. Dann ist es Aufgabe des Munitionsräumdienstes des Landes, den Zustand der Behälter zu prüfen und die Möglichkeit einer Bergung zu untersuchen. Erst danach kann man sich ein konkretes Bild über die Kosten einer Bergung verschaffen. Genehmigungsbehörde und Verursacher sind dabei gemeinsam in die Pflicht zu nehmen.

"Es ist eine Schande, dass eine Stadt, die in Travemünde auf den Tourismus setzt, das Thema nicht ehrlich und offensiv angeht. Je länger abgewiegelt wird, desto größer der Schaden für den Tourismus", warnt NABU-Landesvorsitzender Hermann Schultz. Die Stadt konterkariert mit ihrem Verhalten in Travemünde die Bemühungen zur Verbesserung des Tourismus. Anleger investieren im Seebad Travemünde dreistellige Millionenbeträge, während auf der anderen Seite das Thema ausgesessen werden soll.

Nachdem GRD, GSM und NABU am 22. Januar 2008 die Stadt Lübeck zur Bergung des Giftgases aufgefordert hatten, erklärte Umweltsenator Thorsten Geißler in einem Radiointerview, der Senat wüsste seit Ende 2006 von der Giftgaslagerstätte: Es gehe von den Kampfmitteln keine Gefahr aus. Offensichtlich bezog sich Geißler dabei aber auf ein anderes, mit konventioneller Munition belastetes Gebiet in der Lübecker Bucht. Oder sind den Behörden noch mehr Giftgasversenkungen bekannt, von denen die Öffentlichkeit bisher nichts weiß?

Am 31. Januar 2008 befasste sich die Bürgerschaft auf Antrag der FDP erneut mit dem Thema. Ergebnis: Ein peinliches Weiterreichen der Verantwortung. Die CDU weist auf die hohen Kosten einer Bergung hin und will erst die Gefahrenlage auf Aktenbasis prüfen lassen. Die SPD sieht nur den Bund in der Verantwortung, weil der vermutlich 1961 die Genehmigung zur Versenkung in der Bundeswasserstraße erteilt hat. Passieren tut jedoch nichts.

Bei den vor Travemünde entsorgten Kampfstoffen handelt es sich um 520 l Chlorgas und 10 l Phosgen, zwei besonders gefährliche chemische Kampfstoffe. "Metallflaschen am Grunde flacher Gewässer bleiben nicht für alle Zeiten dort. Wenn sie korrodiert an Deck eines Fischkutters gelangen oder an einem belebten Badestrand Gas entweicht, gibt es eine Katastrophe", erklärt Ulrich Karlowski von der GRD.

Bis zu 300.000 Tonnen chemische Kampfstoffmunition und mehrere 100.000 Tonnen konventioneller Munition werden als gefährliches Erbe zweier Weltkriege am Grund der Ostsee vermutet. Die meisten Chemiewaffen wurden zwischen 1945 und 1947 im Bornholmbecken und Gotlandtief sowie auf den Zufahrtswegen zu den Versenkungsgebieten verklappt. Aber auch an unseren Küsten tickt die Zeitbombe.

Quelle: Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD)

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