Tierschutzorganisationen fordern Haltungsverordnung für Milchkühe
Archivmeldung vom 09.12.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Tierschutzorganisationen Welttierschutzgesellschaft e.V. und PROVIEH VgtM e.V. fordern vom Gesetzgeber, die Haltung von Milchkühen in Deutschland gesetzlich zu regeln. Hierfür wurde von den Organisationen ein Entwurf für eine Haltungsverordnung erstellt, der neben konkreten Haltungsvorgaben auch tierbezogene Indikatoren und einen Sachkundenachweis für Landwirte beinhaltet.
Die Welttierschutzgesellschaft und PROVIEH fordern von der Bundesregierung die Einführung einer Haltungsverordnung für Milchkühe. Geregelt werden sollen zum Beispiel der Weidegang und der Auslauf im Freien. Insgesamt grasen nur noch etwa 40 Prozent der deutschen Milchkühe auf der Weide. Dabei sind Kühe von Natur aus Weichbodengänger. Der weiche Untergrund einer Wiese ermöglicht ihnen eine natürliche Gehweise, verringert das Verletzungsrisiko, befriedigt das Bedürfnis nach Bewegung und ermöglicht eine stetige Futteraufnahme. Doch weder Weidehaltung noch zumindest der Auslauf im Freien sind gesetzlich vorgeschrieben. Sogar die ganzjährige Anbindehaltung ist noch immer erlaubt: Mehr als eine Million Milchkühe werden teil- oder ganzjährig im Stall angebunden. Das läuft dem Bedürfnis der Tiere nach Bewegung zuwider und lässt die Körperpflege sowie den Kontakt zu Artgenossen nicht zu.
"Die Milcherzeugung ist ein zentraler Bereich der deutschen Landwirtschaft. Dass Milchkühe und ihre natürlichen Bedürfnisse in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung keine Berücksichtigung finden, ist nicht hinnehmbar", so Bettina Praetorius, Geschäftsführerin der Welttierschutzgesellschaft. Mehr als 167.000 Bundesbürger haben bereits eine entsprechende Petition der Welttierschutzgesellschaft unterzeichnet und fordern vom Bundeslandwirtschaftsministerium mehr Tierschutz für Milchkühe.
Da das Management auf jedem Hof mitentscheidend für die Gesundheit und das Wohl der Milchkühe ist, sieht der Entwurf außerdem vor, dass die Landwirte zukünftig einen Sachkundenachweis zu allen Bereichen der Milchkuhhaltung erbringen müssen. Jährlich wird hierzulande jede dritte Milchkuh aufgrund von Fruchtbarkeitsstörungen oder anderen Erkrankungen geschlachtet. Hier wollen die Organisationen dringend gegensteuern: Tierbezogene Indikatoren mit messbaren Grenzwerten zum Wohl der Kühe sollen künftig gesetzlich verankert, regelmäßig angewendet und geprüft werden. Denn ob eine Kuh lahmt oder eine Euterentzündung hat, kann nur direkt am Tier festgestellt werden. Ebenso gilt es, den Kraftfutteranteil an den Futtermitteln zu reduzieren und eine maximale Obergrenze verbindlich festzulegen. Die auf Hochleistung ausgerichtete Ernährung - zu viel Kraftfutter und zu wenig Raufutter - kann zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen.
"Der Milchmarkt gerät immer mehr in Bedrängnis. Wichtig ist, dass in Zeiten des Umbruchs neue Wege beschritten werden, die auch die Bedürfnisse der Milchkühe endlich berücksichtigen. Ein Umdenken zum Wohle der Tiere ist dringend erforderlich. Deutschland sollte seine Chance nutzen und hier eine Vorreiterrolle übernehmen", hebt Volker Kwade, zweiter Vorsitzender von PROVIEH und Demeter-Landwirt, hervor.
Quelle: Welttierschutzgesellschaft e.V. (ots)