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WWF-Position zur geplanten Elbevertiefung

Archivmeldung vom 17.03.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
© WWF
© WWF

Der WWF lehnt eine weitere Vertiefung der Unter- und Außenelbe aufgrund der negativen ökologischen Auswirkungen auf das Flussökosystem (Natura 2000-Gebiete) vehement ab.

Durch die bisherigen Flussbaumaßnahmen hat sich der Tidenhub insbesondere an den seefernen Flussabschnitten enorm erhöht. Das hat neben einer erhöhten Hochwassergefahr auch gravierende ökologische Auswirkungen: Die Fließgeschwindigkeit in der Hauptrinne hat stark zugenommen. In den Seitenbereichen verringern sich dagegen die Strömungsgeschwindigkeiten, was zur Verschlickung bis hin zur Verlandung ökologisch wertvoller Flachwasserbereiche führt. Die Flussufer werden durch die starke Strömung und durch Schiffswellen gefährdet: Immer häufiger müssen sie durch Steinpackungen, Dämme und Buhnen gesichert werden. Natürliche Uferbereiche mit Flachwasser, Watt, Röhricht- und Auwaldbeständen werden immer seltener. Lebensräume wie Süßwasser-Watten und Hartholz-Auwälder sind nur noch als sehr kleine Restbestände erhalten geblieben. Das Wasser der Flüsse ist trüber und sauerstoffärmer geworden. Im Sommer kommt es in der Elbe immer wieder zu für die Lebensgemeinschaft im Fluß kritischen Sauerstoffmangelsituationen.

Gegenüber den natürlichen Flusslandschaften sind die ausgebauten Flussunterläufe und Mündungsbereiche schon heute verarmte Lebensräume. Die derzeit geplanten weiteren Ausbaumaßnahmen manifestieren die Bedrohung der letzten ästuartypischen Lebensräume und tragen zu ihrer sukzessiven Entwertung bei. Im schlimmsten Fall kann der kritische Punkt erreicht werden, an dem einige Arten nicht mehr überleben können. Zur Begründung weiterer Ausbaumaßnahmen werden das starke Wachstum des Containerverkehrs, die Zunahme der Schiffstiefgänge und die Konkurrenzsituation der europäischen Containerhäfen angeführt. Dies darf jedoch nicht dazu führen, dass natürliche Grenzen ignoriert und wertvolle Lebensräume unnötig beeinträchtigt und zerstört werden.

Ist aufgrund der Machtverhältnisse unter Rot-Grün ein vollständiger Verzicht auf die Elbevertiefung nicht durchsetzbar, muss es das Ziel sein dauerhaft eine Verschlechterung der ökologischen Situation trotz Ausbaumaßnahme zu verhindern sowie Maßnahmen zur Verbesserung und damit Umsetzung von Natura 2000 in der Unter- und Außenelbe durchzusetzen:

Verkleinerung der Maßnahme zur geplanten Elbevertiefung:

Durch die Reduzierung der bisherigen Ziele um 50% (statt 14,5 m tideabhängiges Bemessungsschiff /14,00 m; statt 13,5 m tideunabhängiges Bemessungsschiff/ 13,0 m; entsprechende Verkürzung Tidezeitfenster), zuzüglich realistischer Abstriche beim Sicherheitszuschlag (Abstand Schiff-Gewässergrund) könnten voraussichtlich bis zu 70 % der Baggervolumen (70% von 38,5 mio m3) eingespart werden. Eine Auswertung der realen Schiffstiefgänge von 2007 zeigt, dass damit der Bedarf der Reedereien weitgehend gedeckt wird. (Belege und weitere Hintergundinformationen: Walter Feldt). 

Verbindlicher Verzicht von Hamburg auf weitere Vertiefungen der Elbe sowie Einstieg in eine nationale Seehafenkooperation (Standortabhängige Aufgabenteilung zwischen den deutschen Seehäfen)

Zur Vorbereitung auf eine weitere Zunahme der Schiffsgrößenentwicklung und den damit verbundenen Forderungen der Reedereien, sollte HH mit Niedersachsen und Bremen gemeinsam eine Aufgabenteilung zwischen den Seehafenstandorten Wilhelmshaven, Bremerhaven und Hamburg entwickeln, die die natürlichen ökologischen Grenzen und der damit verbundenen Restriktionen akzeptiert. Die Konkurrenz der Länder auf Kosten der Natur und Steuerzahler muss beendet werden. Eine Regierungsbeteiligung der Grünen in Bremen und Hamburg vereinfacht möglicherweise die Zusammenarbeit (siehe Koalitionsvertrag der amtierenden Koalition in HB).

Keine weitere Verschlechterung der ökologischen Situation durch die geplante Elbevertiefung

Problem: Trotz Kompensationsmaßnahmen hat sich die ökologische Situation mit jeder Vertiefung der Elbe erheblich verschlechtert, weil die hydrologischen Verschlechterungen nie kompensiert wurden. Eine weitere Vertiefung muss „tidehub neutral“ geplant und durchgeführt werden, allerdings ohne harte wasserbauliche Maßnahmen wie der Verbau der Medemrinne in der Außenelbe.Dieses ist möglich durch die Schaffung von „Tidepotenzial“ in den Seitenräumen. Die Hamburg Port Authority hat dazu entsprechende Berechnungen angestellt und auch Vorschläge für HH erarbeitet (Herr Glindemann, „Kullerplan“; ganzheitliches Sedimentmanagementkonzept). Zusammengefaßt bedeutet dies:

Neuplanung der Elbevertiefung; tidehubneutrale Planung durch Schaffung von entsprechendem Tidepotenzial in HH (Anbindung von Gewässern, Rückdeichungen, keine weitere Zuschüttung von Hafenbecken, kein Verbau der Medemrinne.

Quelle: WWF

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