Klimaforschung: Die Welt steht am Scheideweg
Archivmeldung vom 21.10.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Erde wird wärmer. Daran gibt es keinen Zweifel. Wie aber werden die Folgen des Klimawandels aussehen? Und können wir überhaupt noch etwas tun? In ihrer neuesten Ausgabe berichtet die Zeitschrift natur+kosmos über die wichtigsten Kipp-Punkte im Klimasystem. Darunter verstehen Wissenschaftler Schwellenwerte, die - sind sie erst einmal eingetreten - Veränderungen anstoßen, die nicht mehr gestoppt werden können.
So schmilzt das Grönlandeis viel schneller als bislang angenommen.
Die Eismassen gleiten auf Schmelzwasserflüssen Richtung Atlantik,
brechen ab und tauen auf dem offenen Meer. Noch in diesem Jahrhundert
könnte deshalb der Meeresspiegel um mehrere Meter steigen. "Wenn ein
Eisschild sich aufzulösen beginnt, dann kann es einen Kipp-Punkt
geben, jenseits dessen der Auflösungsprozess dramatisch schnell
abläuft", warnt NASA-Direktor Jim Hansen.
Eine ganz andere Dramatik zeichnet sich im Himalaja ab. Wenn der
gegenwärtige Trend anhält, sind bis zum Ende des Jahrhunderts alle
Gletscher im Himalaja verschwunden. Und weil diese Gletscher die
größten Ströme Asiens mit Wasser speisen, ist die Wasserversorgung
von mehreren hundert Millionen Menschen gefährdet.
Am Amazonas wiederum herrscht das zweite Jahr in Folge eine bislang nicht gekannte Trockenheit. Der gesamte Regenwald droht binnen weniger Jahrzehnte zur Steppe zu werden. Damit würde so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt, wie im gesamten 20. Jahrhundert durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas.
Ungewöhnliche Schwankungen des Monsuns führten bereits dazu, dass
große Teile Indiens unter langen Dürreperioden, andere unter
dramatischen Überschwemmungen zu leiden haben. Im gesamten südliche
Afrika könnte sich die Savannenlandschaft in eine lebensfeindliche
Wüste verwandeln.
Mit der Umweltorganisation German Watch und dem Bundesumweltministerium hat natur+kosmos die Kipp-Punkte zusammengetragen. Angesichts der dramatischen Erkenntnisse mahnen immer mehr Forscher: Im globalen Durchschnitt darf sich die Erde um nicht mehr als zwei Grad erwärmen. Für die Staatengemeinschaft heißt das: Bis Mitte des Jahrhunderts müssen die Treibhausgase weltweit um 50 Prozent reduziert werden - die der Industrieländer sogar um 80 Prozent. Auf dem UN-Klima-Gipfel in Nairobi im November sollen die Weichen dafür gestellt werden.
Quelle: Pressemitteilung natur+kosmos