BUND: Aigner schlägt Placebo-Arzneimittelgesetz ohne Senkungsziel vor. Missbrauch von Antibiotika in Tierhaltung weiter möglich
Archivmeldung vom 19.09.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht in der heute von Bundesagrarministerin Ilse Aigner vorgelegten Novelle des Arzneimittelgesetzes keinen Durchbruch im Kampf gegen den Antibiotika-Missbrauch in der Tierhaltung und fordert massive Nachbesserungen.
"Die digitale Erfassung des Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung ist längst überfällig. Erfassung an sich bewirkt jedoch nicht automatisch eine Reduktion des hohen und missbräuchlichen Einsatzes von Antibiotika. Im Gesetz fehlt ein absolutes Senkungsziel wie die Niederlande und Dänemark es sich gesetzt haben. Erfasst werden muss außerdem die Dosis der eingesetzten Wirkstoffe und nicht nur die Einsatzhäufigkeit, wie es Frau Aigner vorschlägt. Und dass Zucht- und Entenmastbetriebe vom Gesetz gar nicht erfasst werden, zeugt von einem Einknicken der Bundesagrarministerin vor den Sparten mit eklatanten Tierschutzdefiziten", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.
Die Verabreichung von jährlich rund 1734 Tonnen Antibiotika an die Nutztiere in deutschen Ställen führe dazu, dass sich zunehmend bei Tieren und auch beim Menschen Resistenzen herausbildeten und gängige Antibiotika im Krankheitsfall keine Wirkung mehr hätten. Ministerin Aigner versäume es jedoch, im Arzneimittelgesetz eine Erfassung der eingesetzten Antibiotika auf solide Füße zu stellen, kritisierte der BUND-Vorsitzende.
"Aigner will nur die Häufigkeit der Arzneimittelvergabe erfassen, nicht aber die Dosis. Dabei weiß jeder, dass die Dosis eines Wirkstoffes entscheidend ist, nicht aber, ob jemand an sechs oder sieben Tagen seine Pillen geschluckt hat. Erfasst werden muss daher die genaue Medikamentierung und die definierte Tagesdosis für die jeweilige Tierart, alles andere bringt nichts", so Weiger.
"Dieses Arzneimittelgesetz ist ein Placebo und wird dem Missbrauch von Antibiotika in der industriellen Tierhaltung keinen Riegel vorschieben. Das freut die Pharmaindustrie. Der Schutz der Tiere und der Gesundheitsschutz der Verbraucher bleiben auf der Strecke. Auf die Tagesordnung von Parlament und Regierung gehört ein verbindlicher Plan zur Halbierung des Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung bis 2015 gegenüber dem Jahr 2005", sagte der BUND-Vorsitzende.
Neben der Nachbesserung des Arzneimittelgesetzes fordert der BUND, auch die Standards in der Tierhaltung deutlich zu verbessern, die Bau-Privilegien für Tierhaltungen in Großmastställen zu stoppen und Subventionen für nicht artgerechte Ställe zu streichen.
Quelle: BUND (ots)