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Europäische Reiseveranstalter fordern Stopp des Walfangs in Island

Archivmeldung vom 23.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Trotz des international geltenden Walfangverbots gab Islands Fischereiminister Einar K. Gudfinnsson am 19. Mai 2008 vierzig Zwergwale zum Abschuss frei. Das erste Tier wurde tags darauf vor Flaxafloa getötet. Brisanterweise ist der Hafen von Flaxafloa auch ein Ausgangspunkt für isländische Walbeobachtungstouren.

Bereits in der Vergangenheit wurden mitten in wichtigen Walbeobachtungsgebieten Wale getötet. Neugierige Zwergwale, so ein Vertreter des isländischen „Marine Research Institute“, sind das vorrangige Ziel der Walfänger. Da sie keine Scheu vor Booten haben, stehen sie sowohl im Visier der Jäger, wie auch im Fokus der Walbeobachter.

Das der Walfang sich negativ auf den Tourismus auswirken kann, liegt auf der Hand. Zum Auftakt der heute beginnenden Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) appellieren 30 europäische Reiseveranstalter an die isländische Regierung, den Walfang zugunsten einer nachhaltigen und respektvollen Nutzung lebender Wale aufzugeben. Sie alle haben ein vitales Interesse an einer gesunden isländischen Tourismusindustrie und unterstützen mit ihrer Forderung den Verband isländischer Reiseveranstalter, der vor der Gefährdung einer wichtigen Einnahmequelle für die Insel warnt.

Insgesamt nahmen in 2007 rund 104 300 Personen an Walbeobachtungstouren teil. Mit ihrem Aufenthalt auf der Insel generierten sie der isländischen Wirtschaft Einnahmen in Millionenhöhe. Gemäss Berechnungen von OceanCare und WDCS bringen gerade einmal neun Touristen, die an einer Walbeobachtungstour teilnehmen, der Insel dieselben Einnahmen, wie ein getöteter Zwergwal. Durch den Walfang werden isländische Walbeobachtungsunternehmen aber geschwächt. Bereits 2003, als Island nach längerem Unterbruch wieder mit dem Töten von Walen begann, traten viele Touristen aus Europa und den USA von ihren Reiseplänen zurück. Nicolas Entrup, Geschäftsführer der WDCS Deutschland bringt es auf den Punkt: „Die isländische Regierung muss sich entscheiden: Das Abschlachten von Walen und die Faszination, lebende Wale zu beobachten stehen in klarem Widerspruch“.

Dass Island den Walfang trotz Gefährdung seines Rufs als beliebte Reisedestination und trotz des defizitären Geschäfts mit dem Walfleisch fortsetzt, ist nur schwer nachzuvollziehen. Erst im vergangenen August hatte die Regierung in Reykjavik angekündigt, der kommerzielle Walfang werde eingestellt, da der Markt für Walprodukte fehle. Dies nicht zuletzt, weil immer bekannter wird, dass das Fleisch stark mit Schadstoffen belastet ist (siehe dazu den Bericht „A Shared Fate“). Als Reaktion auf die schwache Binnennachfrage exportierte die isländischen Walfangindustrie Anfang Juni 60 Tonnen Walfleisch nach Japan. Mit dieser Ausfuhr verstösst Island gegen internationales Recht, da gemäss Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) der Handel mit Walprodukten weltweit untersagt ist.

Will Island das Whale Watching durch seinen defizitären Walfang wirklich zu Grabe tragen? OceanCare und WDCS unterbreiten die von 30 europäischen Reiseveranstaltern unterzeichnete Erklärung heute der isländischen Regierung, isländischen Tourismus-Organisationen sowie den isländischen Botschaften in Deutschland, Frankreich, Österreich.

Quelle: OceanCare

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