Deutsche Umwelthilfe befürwortet EU-Verbot von Plastikgeschirr und fordert verbindliche Einführung von Mehrwegalternativen
Archivmeldung vom 18.05.2018
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Freigeschaltet durch André OttFür den 23.5.2018 plant die EU-Kommission die Veröffentlichung eines Richtlinienvorschlags zu Einwegprodukten aus Plastik. Nach einem der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vorliegenden Entwurf sollen EU-Mitgliedsstaaten auf den Verkauf von Tellern, Gabeln, Messern, Löffeln und Strohalmen aus Plastik verzichten. Die EU-Kommission will mit der Maßnahme den Plastikmüll in den Meeren reduzieren, der zu großen Bestandteilen aus Einweggeschirr besteht. Auch sollen zukünftig 90 Prozent aller Getränkeplastikflaschen für ein Recycling gesammelt werden. Die DUH begrüßt die Initiative der EU-Kommission und wertet dies als starkes politisches Signal. Verbote sind eine wirksame Maßnahme im Kampf gegen Plastikmüll. Dies darf aber nicht dazu führen, dass aus Rohöl hergestellte Einweg-Plastikprodukte durch solche aus Bioplastik ersetzt werden. Die DUH warnt davor, denn es wäre nichts als Greenwashing.
Wenn Einweg-Plastikgeschirr verboten werden soll, dann ist es notwendig, Mehrwegalternativen anzubieten. Hierzu schlägt die Kommission die Einführung einer Mehrwegquote für Plastikbecher und To-go-Essenverpackungen vor. Bundesumweltministerin Svenja Schulze sollte den Vorstoß aus Brüssel ernst nehmen und unverzüglich umsetzen. Zudem sollte die Ministerin auf Einweg-Tüten, Wegwerfbecher sowie Getränkeflaschen aus Plastik, die bislang nicht auf der EU-Verbotsliste stehen, eine Abgabe von mindestens 20 Cent erheben. Nur so kann deren unreflektierter und massenhafter Verbrauch schnellstmöglich verringert werden.
Zur Vermeidung von Einwegverpackungen aus Plastik ist es am einfachsten Mehrwegsysteme zu fördern, die bereits vorhanden sind. "Mehrwegflaschen für Getränke entsprechen der ersten Stufe der Abfallhierarchie. Durch ihre häufige Wiederverwendung leisten sie einen entscheiden Beitrag zur Abfallvermeidung und einer plastikfreien Umwelt. Umweltministerin Schulze muss dafür sorgen, dass die gesetzliche Mehrwegquote für Getränkeverpackungen von 70 Prozent umgesetzt wird. Die aktuelle Mehrwegquote beträgt nur 42 Prozent", sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Der Mehrweggedanke ist über Getränkeflaschen hinaus, insbesondere auch auf To-go-Becher und To-go-Essensverpackungen, übertragbar. To-go-Verpackungen werden besonders häufig in der Umwelt entsorgt. Wie ein Mehrwegsystem für Essensboxen aussehen kann, zeigt das aktuelle Beispiel der am 16.5.2018 in Luxemburg eingeführten "Ecobox" im Auftrag des Luxemburgischen Ministeriums für Nachhaltigkeit und Infrastruktur. Gegen die Zahlung eines Pfandes wird das Essen in einer Mehrwegbox herausgegeben, die nach der Leerung bei einer am System teilnehmenden Filiale wieder abgegeben werden kann. Dabei erhält der Kunde das Pfandgeld zurück.
"Unserer Umwelt nützt es nichts, wenn Wegwerfartikel aus Plastik eins zu eins durch Wegwerfartikel aus Biokunststoff ersetzt werden. Bioplastik verbraucht durch den Anbau von Nutzpflanzen viele Ressourcen und baut sich auch unter natürlichen Bedingungen nur sehr langsam ab", warnt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer. Eine Entwicklung wie in Frankreich, wo fossil basiertes Einweggeschirr zwar verboten, aber durch solches aus Bioplastik ersetzt wird, darf es auf europäischer Ebene nicht geben. Das führe eher zu mehr Plastikmüll in der Umwelt, weil Verbraucher annehmen, dass es nichts schade, wenn der Abfall liegen gelassen wird.
"Wir unterstützen ausdrücklich den Kommissionsvorschlag, dass 90 Prozent der Einweg-Plastikflaschen für ein Recycling gesammelt werden müssen. In Deutschland sind nach wie vor Einweg-Plastikflaschen für Säfte und Nektare nicht bepfandet. Viele Flaschen landen deshalb in der Restmülltonne oder der Umwelt. Die von der Kommission vorgeschlagene Sammelquote für alle Getränkeplastikflaschen wird nur erreichbar sein, wenn das Einwegpfand auch auf Fruchtsäfte und Nektare ausgeweitet wird", so Resch.
"Um den Verbrauch umweltschädlicher Einwegartikel kurzfristig und effektiv zu reduzieren, sind finanzielle Lenkungsinstrumente notwendig. Das zeigen Erfahrungen, wie beispielsweise aus Irland, wo eine Abgabe auf Plastiktüten zu einer Reduktion des Verbrauchs um 96 Prozent führte", erklärt Fischer. Die DUH fordert seit Jahren eine Abgabe auf Plastiktüten, Einwegplastikflaschen und Coffee-to-go-Becher in Höhe von mindestens 20 Cent. Mit den so erzielten Einnahmen könnten Umweltschutzprojekte, Sensibilisierungskampagnen zur Abfallvermeidung und innovative Mehrwegansätze gefördert werden.
Die EU-Kommission darf es nicht beim Verbot einzelner Einwegprodukte aus Plastik belassen, sondern muss weiter an einer Lösung des gesamten Plastikproblems arbeiten. Dies kann nur dann erreicht werden, wenn EU-weit Wiederverwendungsquoten für Verpackungen festgelegt und Plastik in der Breite durch eine Abgabe verteuert wird. Nur dann wird sparsamer mit Kunststoff umgegangen.
Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V. (ots)