Aus dem Norden in den Süden: Geplante Trasse für Ökostrom belastet Umwelt
Archivmeldung vom 25.06.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie im Kreis Plön geplante Ökotrasse ist nach Ansicht der Bürgerinitiative "Unter Hochspannung" alles andere als umweltgerecht. "Die geplante Stromautobahn wird 72 Meter breit und 60 Meter hoch - und wird das Gleichgewicht von Flora und Fauna nachhaltig negativ beeinflussen", warnt Initiativen-Sprecher Malte Graf. Besonders die geplante Süd-Variante wird kritisiert.
"Das Naherholungskonzept Schusteracht mit seinen Wander- und Radwegen und das über zehn Jahre entwickelte Reitwegenetz würden massiv beeinträchtigt, Tausende von Euro und jahrelange Arbeit werden ad absurdum geführt", kritisiert Graf. Der Pferdesportverband Schleswig-Holstein (PSH) bläst ins selbe Horn: "Das Reitwegenetz Schusteracht ist für Schleswig-Holstein als modellhaft anzusehen, das Projekt ist mit EU-Mitteln gefördert worden. Mit der Südvariante besteht erheblicher Grund zur Sorge, dass zehn Jahre Arbeit, die in der Realisierung dieses Netzwerkes stehen, zerstört werden", mahnt PSH-Geschäftsführer Matthias Karstens in einem Schreiben ans Wirtschaftsministerium des Landes.
"Unter Hochspannung" stehen entsprechend die 100 Mitglieder der gleichnamigen Bürgerinitiative, die sich in Pohnsdorf, Kreis Plön, gegen die geplante 380.000-Kilovolt-Leitung stark macht. Zum Hintergrund: Über eine neue Trasse soll regenerativ erzeugte Energie in die Industrie- und Ballungszentren in Süddeutschland transportiert werden. Die 380.000-Kilovolt-Freileitung wird über 60 Meter hohe Masten geführt, deren Querträger bis zu 30 Meter breit sind. Die Trassenbreite wird von der verantwortlichen TenneT TSO GmbH mit Sitz in Bayreuth mit 72 Metern angegeben. "Die gigantischen Mast-Monster werden in Abständen von 300 bis 500 Metern in die Natur geklotzt - unvorstellbar", sagt Graf.
Die Netzentwicklungsinitiative Schleswig-Holstein, besteht aus Land, Kreis und Netzbetreibern (TenneT, E.ON). Diese haben sich jedoch laut Graf verpflichtet, bestehende Freileitungen zu bündeln und Infrastrukturen zu nutzen. Genau dies geschehe nicht, sagt Graf. Versprochen werde eine "weitest gehende Umgehung von Siedlungsbereichen - insbesondere Wohngebäuden - mit dem Ziel (...) die Exposition durch elektrische und magnetische Felder (...) zu minimieren". In Plön sei jedoch das Gegenteil der Fall. Graf: "Schlimmer als das, was im Kreis Plön geplant wird, geht es wohl kaum noch."
Im Gespräch sind drei Trassen-Möglichkeiten, eine Nord- und zwei Süd-Varianten, die den Strom von Göhl/Ostholstein nach Kiel transportieren könnten. Die Nordvariante ist eine bestehende 110.000-Kilovolt-Leitung, die ausgebaut werden könnte. Sie gehört der E.ON, die sich an den Ausbaukosten für eine TenneT-Leitung nicht beteiligen würde.
Bevorzugt wird derzeit, trotz dieser bereits existierenden Trasse, eine Südvariante, die unter anderem zwischen Preetz und Weinberg Siedlung hindurch läuft und weiter geht über das FFH Gebiet des Schwentinetals. Sie würde im weiteren Verlauf den Pohnsdorfer Ortsteil Kronsredder durchqueren und dicht entlang der Pohnsdorfer Staung über die Naturschutz-Stiftung "Schrobach" führen - "wo sie dann von den idyllisch gelegenen Sichthütten und Bänken des NABU aus nächster Nähe genau angesehen werden könnte", erklärt Graf.
"Die Route führt über Landschaftsschutz- und sogar spezielle, von der EU ausgewiesene Natur- und Landschaftsschutz-, so genannte FFH-Gebiete", erinnert Graf. Abgesehen von sämtlichen Umweltaspekten seien die gesundheitlichen Langzeitschäden durch Elektrosmog längst nicht erforscht. Graf: "Die Trasse führt in einem Abstand von unter 50 Metern am Pohnsdorfer Wohngebiet Kronsredder und an FFH-Gebieten entlang - eine Farce." Der frisch gebackene Minister für die Energiewende, Umwelt, Landwirtschaft und ländliche Räume, Dr. Robert Habeck, hat sich in einer Stellungnahme bereits im vergangenen Jahr geäußert: "Wir sehen keinen Bedarf für eine neue 380.000-Kilovolt-Leitung zwischen Kiel und Göhl." Weiter spricht sich Dr. Habeck dafür aus, bestehende 220.000 Kilovolt und 110.000-Kilovolt-Trassen zu nutzen und dem Neubau vorzuziehen.
Über die Bürgerinitiative "Unter-Hochspannung"
Unter Hochspannung wurde am 27.02.2012 gegründet"und setzt sich aus mehr als 115 Bürgern der Gemeinde Pohnsdorf, Weinbergsiedlung und Bredeneek zusammen. Generell sprechen wir uns für die Förderung regenerativer Energien aus und dem damit notwendigen Ausbau des Stromnetzes. Hierbei muss allerdings ein verträglicher Umgang mit den betroffenen Anwohnern, der Natur und der Umwelt geschaffen werden. Unser Ziel ist es, zu verhindern, dass die geplante Trassenführung der TenneT durch Pohnsdorf, Weinbergsiedlung und Bredeneek führt. Für diesen Trassenabschnitt gibt es mehrere sinnvolle Alternativen, die ernsthaft geprüft werden sollten.
Quelle: Bürgerinitiative "Unter-Hochspannung" (ots)