Rebecca Harms befürchtet eine Kernschmelze in Japan
Archivmeldung vom 11.03.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRebecca Harms, Fraktionschefin der Grünen im Europaparlament, befürchtet nach dem schweren Erdbeben in Japan eine Kernschmelze in einem der Atomkraftwerke. "Es sind vier Atomkraftwerke mit insgesamt 14 Reaktoren notabgeschaltet worden. Bereits eine Notabschaltung ist wegen des komplizierten technischen Systems mit einem erheblichen Risiko verbunden", sagte Harms der "Neuen Presse" (Samstagsausgabe) aus Hannover.
Sie fügte hinzu: "Man muss tatsächlich Angst vor einer Kernschmelze haben. Solch einen GAU hatten wir das letzte Mal in Tschernobyl - in Japan könnten die Schäden noch stärker werden." Die Grünen-Politikerin hofft, dass die Japaner nun ihre Atompolitik überdenken. "In einem Land, in dem jedes Gebiet von Erdbeben gefährdet ist, ist auch eine geologische Endlagerung von atomaren Abfall nicht denkbar." In dem Zusammenhang kritisierte die Europapolitikerin den deutschen EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU). "Seitdem wir den Energiekommissar Günther Oettinger haben, wird die Atomkraft europaweit wieder forciert - und das im erdbebengefährdeten Italien, Bulgarien und der Türkei."
Ernst (Linke): "Atomkraftwerke in dicht besiedelten Gebieten sind Spiel mit dem Feuer"
Vor dem Hintergrund der Evakuierungen rund um japanische Atomkraftwerke im Erdbebengebiet hat Klaus Ernst, Parteichef der Linken, ein Nachdenken über die Gefahren der Kernenergie angemahnt. "Niemand kann mehr die dunkle Seite dieser Technologie ignorieren. Sie ist einfach nicht beherrschbar. Vor Umweltkatastrophen und Großunfällen gibt es nirgendwo einen hundertprozentigen Schutz."
Atomkraftwerke seien im Katastrophenfall ein Schadensmultiplikator. "Das ist in dichtbesiedelten Gebieten ein permanentes Spiel mit dem Feuer. Das muss für alle Anlass sein, die Zukunft dieser Technologie im neuen Licht zu diskutieren."
Nach dem Erdbeben in Japan läuft das Notkühlsystem des Atomkraftwerks Fukushima offenbar nur noch im Batteriebetrieb. Nach Angabe der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln reicht dies für wenige Stunden. Eine Kernschmelze wird befürchtet.
Quelle: Neue Presse Hannover / Leipziger Volkszeitung