Rothirsch, Igel, Spatz & Co - so werden sie mit dem warmen Winter fertig
Archivmeldung vom 13.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEindeutige Gewinner und Verlierer bei den Wildtieren wird es aufgrund des warmen Winters nicht geben. Aber alle Arten, die jetzt aufgrund der milden Temperaturen ungewöhnliche Entwicklungsvorsprünge haben, sind bei einem verspäteten Wintereinbruch stark gefährdet. Diese Einschätzung vertritt die Deutsche Wildtier Stiftung aufgrund langjähriger Beobachtungen.
"Der normale Rhythmus vieler Tierarten ist kräftig durcheinander gekommen; davon
profitieren kurzfristig einige Wildtierarten; andere sind dabei eher die
Verlierer", erklärt Dr. Dieter Martin von der Forschungsstation Klepelshagen der
Deutschen Wildtier Stiftung in Mecklenburg-Vorpommern. "Entscheidend ist, wie
sich das Klima in den nächsten Jahren entwickelt. Wenn sich die Temperaturen und
die Zeitabfolge der Winter dauerhaft ändern, hat das weitreichende Auswirkungen
auf die Tierwelt und das natürliche Gleichgewicht in den
Lebensräumen".
Winterschläfer
"Verlierer" sind alle Wildtiere, die
eigentlich Winterschlaf halten. Denn der Winterschlaf wird durch die Absenkung
der Außentemperaturen eingeleitet. Vor dem Winterschlaf fressen sich diese Tiere
ihre Fettreserven an, um den Winter ohne Nahrungsaufnahme überstehen können.
Weil sich der Beginn des Winterschlafs verschiebt, sind Igel und Fledermäuse
derzeit noch aktiv. Diese Tiere müssen jetzt schon teilweise auf die
Energiereserven zurückgreifen, weil sie weniger Nahrung, z.B. Würmer, finden.
Sie haben deshalb im Winter weniger Reserven. Auswirkungen können sich im
Frühjahr zeigen.
Üblicherweise paaren sich die Winterschläfer, nachdem
sie aus ihrem Winterschlaf erwacht sind. Wenn dieser natürliche Rhythmus
durcheinander kommt, kann es leicht passieren, dass die Paarung entweder nicht
oder viel zu früh stattfindet. Dies würde zu erheblichen Problemen für den
Nachwuchs führen, wenn es doch noch einen Kälteeinbruch gibt: die Jungen könnten
erfrieren oder verhungern, weil nicht genügend Nahrung zur Verfügung
steht.
Singvögel
Überhaupt ist ein möglicher
Kälteeinbruch für viele Tiere die größte Gefahr. Einige Singvögel wie Meisen,
Drosseln und Spatzen sind bereits wieder in Brutstimmung und suchen nach
Nistmöglichkeiten. Ihre Gelege erfrieren aber, wenn doch noch ein kalter Winter
kommt.
Greifvögel
Aber es gibt nicht nur "Verlierer" bei den
Wildtieren. Einige Arten profitieren auch kurzfristig vom ausbleibenden Winter.
So sind einige Greifvögel im Moment die "Gewinner" der milden Temperaturen. Oft
haben z.B. Mäusebussarde oder Schleiereulen in kalten Wintern erhebliche
Probleme bei der Futtersuche, viele Tiere müssen verhungern. Im Moment finden
sie ein reichhaltiges Nahrungsangebot bei den Mäusen.
Schalenwild
"Gewinner" ist auch das Schalenwild wie z.B. Reh
oder Rothirsch, das zur Zeit ausreichend Futter findet und es nicht unter dem
Schnee herauskratzen muss.
Zugvögel
Ein
Teil der Zugvögel hat den Weg in den Süden aufgrund der Wärme ausfallen lassen.
Viele Kraniche und Gänse sind in Deutschland geblieben. Sie sind im Frühjahr
eher als die weit gereiste Konkurrenz an den Brutplätzen und haben so echte
Standortvorteile.
Schmetterlinge
Ganz unterschiedliche Auswirkungen
haben die zu hohen Temperaturen auch auf die Schmetterlinge. Die Totenkopffalter
kommen im Sommer aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland und legen hier ihre
Eier ab. Die Kokons erfrieren normalerweise im Winter. Wenn dies dieses Mal
nicht passiert, können diese wunderschönen Tiere auch hier in Deutschland ihren
Lebensraum dauerhaft erschließen. Andere Schmetterlingsarten dagegen werden noch
seltener zu sehen sein, weil wegen der ungewöhnlichen Temperaturen die
Nahrungsketten unterbrochen sind und die nötigen Lebensbedingungen für die
Entwicklung der Eier fehlen.
Insekten
"Gewinner" werden auf jeden Fall
die Insekten sein. Denn aufgrund der milden Temperaturen können sich die Gelege
gut entwickeln. Das wird insektenfressende Tiere wie die Vögel sehr freuen, weil
sie damit ein gutes Nahrungsangebot im Sommer haben werden.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.