Solarstrom kommt nun auch aus dem Treibhaus
Archivmeldung vom 06.08.2020
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Treibhäusern gedeihen künftig nicht nur Tomaten, Salate, Radieschen und Blumen. Sie produzieren zusätzlich auch Strom, wie Forscher der University of Cambridge meinen. Dazu werden sie mit halbtransparenten Solarzellen bedeckt, die nur einen Teil des Sonnenlichts passieren lassen - praktischerweise gerade jenen, den die Pflanzen brauchen. Der andere Teil wird in Strom umgewandelt. Den können die Besitzer selbst nutzen und damit auf den Kauf von teurem Netzstrom verzichten.
Mittelmeerraum als Modell
Das Team um Paolo Bombelli hat die Wertsteigerung für den Anbau von Spinat errechnet. Der kombinierte Ertrag an Gemüse und Strom lag um 35 Prozent höher als bei der Produktion in einem normalen Gewächshaus. Der Wert des erzeugten Stroms wurde unter der Annahme berechnet, dass er in das nationale italienische Netz eingespeist wird. Wegen der besseren klimatischen Bedingungen im Mittelmeerraum arbeiteten die Forscher mit Daten aus Italien.
"Es handelt sich um eine ziemlich konservative Schätzung des finanziellen Gesamtwerts dieses Systems. Der Nutzen wäre viel größer, wenn der Landwirt den Strom selber nutzen würde", sagt Biochemiker Christopher Howe. Die Versuche fanden mit Spinat und Basilikum statt. Es zeigte sich, dass die erzeugten Mengen geringer waren als in normalen Treibhäusern. Doch beide wiesen eine höhere Konzentration an Proteinen auf.
Längere Stängel, größere Blätter
"Da die weltweite Nachfrage nach Proteinen weiter wächst, sind Techniken, die die Proteinmenge in Pflanzenkulturen erhöhen, äußerst vorteilhaft", so Bombelli. Weiterer Vorteil der Agrophotovoltaik: Zumindest die Spinatpflanzen hatten längere Stängel und größere Blätter. Während Solarkraftwerke oft Flächen verbrauchen, die landwirtschaftlich nutzbar wären, geht bei der Bestückung von Treibhäusern mit Solarzellen kein Landverlust einher, heißt es.
Quelle: www.pressetext.com/Wolfgang Kempkens