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Arzneimittel-Cocktail in Böden und Gewässern

Archivmeldung vom 09.02.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.02.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Güllefass
Güllefass

Foto: Les Meloures
Lizenz: CC BY-SA 3.0 lu
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Es ist Februar. Auf den landwirtschaftlichen Flächen beginnt wieder die Güllesaison. Mit der Gülle werden nicht nur Nährstoffe ausgebracht, sondern auch Rückstände von Antibiotika, Antiparasitika und Hormonen. Obwohl Arzneimittel mittlerweile fast flächendeckend in Fließgewässern nachzuweisen sind, findet weder eine systematische Erfassung von Arzneimitteln in der Umwelt statt noch gibt es Grenzwerte zum Schutz von Gewässern. Hier ist nach Ansicht des Umweltverbands PAN Germany dringend Handlungsbedarf.

"Arzneimittel sind eine wichtige Errungenschaft. Doch in der Umwelt werden sie zum Problem" so Dipl.Ing.agr. Susan Haffmans von Umweltverband PAN Germany,"daher müssen die Einträge dringend reduziert werden. Das fängt bereits bei der Nutztierhaltung an. Hier muss die Reduzierung des Antibiotika-Einsatzes ernsthaft vorangetrieben und endlich die verbreitete Mitbehandlung gesunder Tiere drastisch eingeschränkt werden. Darüber hinaus benötigen wir eine bessere Verankerung des Umweltschutzes im Tierarzneimittelrecht, die Einführung von Grenzwerten für die Belastung von Gewässern mit Arzneimitteln, wie es sie bereits für Pestizide gibt, sowie ein verpflichtendes Umwelt-Monitoring".

Arzneimittel sind so konzipiert, dass sie stabil sind gegenüber einem sauren pH-Wert und bestimmten Enzymen. Nur so können sie im Organismus eines erkrankten Tieres wirksam bleiben. Bis zu 90 % der Wirkstoffe werden nach Verabreichung unverändert wieder ausgeschieden. Mit der Gülle oder dem Mist gelangen sie in die Umwelt, wo ihre abtötende Wirkung auf Bakterien oder Parasiten oder ihre hormonelle Wirkung zu unerwünschten schädlichen Auswirkungen bei Nichtzielorganismen führen können. In Gülle nachweisen lassen sich vor allem Rückstände von Antibiotika aus der Intensivtierhaltung wie Sulfonamide, Makrolide und Tetracycline.

In den Böden können diese Antibiotika-Rückstände zu Verschiebungen in der Zusammensetzung von Bodenmikroorganismen führen, Antibiotika-resistente Bodenbakterien fördern und nützliche Pilze schädigen. Die Langzeitfolgen für die Bodenfruchtbarkeit sind nicht absehbar. Bei den Antiparasitika gibt es eine Reihe von Wirkstoffen, die sehr langlebig sind, sich anreichern können und toxisch auf Organismen wie Insekten oder Fische wirken.

Deutschlandweit liegt das jährliche Gülle- und Mistaufkommen bei 309.522.716 Kubikmetern. Mengenmäßig am relevantesten ist die Menge der Rinder- und Schweinegülle, die mit bis zu 260 mg Wirkstoff/kg belastet ist. Flächen, die regelmäßig mit Schweinegülle gedüngt werden, weisen Tetracycline-Konzentrationen von teilweise deutlich oberhalb von 100 Mikrogramm/kg Oberboden auf.

In der kommenden Woche am 17.2.16 stimmt der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments über den Vorschlag für ein überarbeitetes europäisches Tierarzneimittel-Gesetze ab. PAN Germany hält den Vorschlag vor dem Hintergrund einer notwendigen Minderung von Arzneimittel-Einträgen in die Umwelt für nicht ausreichend.

Quelle: PAN Germany (ots)

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