Vulkanasche als Meeresdünger: Kieler Forscher weisen Anstieg von Algenwachstum nach
Archivmeldung vom 19.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas haben Vulkanausbrüche an Land mit dem Wachstum von Pflanzen im Meer zu tun? Bekannt ist, dass das Wachstum von einzelligen Algen (Phytoplankton) in großen Teilen der Meere durch einen Mangel an bestimmten Nährstoffen, insbesondere Eisen, begrenzt werden kann.
Bisher kaum untersucht ist, ob Vulkanasche den Gehalt an Nährstoffen wie Eisen im Oberflächenozean erhöhen und somit das Wachstum von einzelligen Algen ankurbeln kann. Die Fruchtbarkeit von Vulkanböden an Land ist seit langem bekannt. Kieler Meeresforscher gingen der Frage nach, ob Vulkane auch zur Fruchtbarkeit der Ozeane beitragen.
Forscher des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften, IFM-GEOMAR, in Kiel liefern dazu im Fachblatt Geophysical Research Letters neue Erkenntnisse. In Laborexperimenten konnten sie nachweisen, dass Vulkanasche beim Kontakt mit Meerwasser zügig eine Reihe von Nährstoffen freigibt, darunter Eisen, Phosphat, Ammonium, Kieselsäure, Kupfer und Zink. Genau wie für Pflanzen an Land sind diese Nährstoffe Bausteine für die Algen im Meer. "Wir konnten mit chemischen Experimenten erstmals nachweisen, dass Vulkanasche bei Kontakt mit Meerwasser sofort beginnt, diese Kombination von Nährstoffen freizugeben", so Dr. Svend Duggen. Sein Kollege Dr. Peter Croot fügt hinzu: "Was uns am meisten überrascht hat ist die Tatsache, dass der größte Teil des Vorgangs sich innerhalb von Minuten vollzogen hat".
Durch Vulkanausbrüche können
gewaltige Mengen von Asche in die Meere gestreut werden. Die Kieler Studie zeigt
erstmals, wie schnell Vulkanasche die Oberflächenschicht des Ozeans tatsächlich
düngen kann. "Nämlich dort, wo das Phytoplankton wächst, denn in der Dunkelheit
unterhalb von rund 100 m Tiefe würden die Nährstoffe dem Algenwachstum nichts
nützen", wirft Dr. Ulrike Schacht ein. Dass Vulkanasche im Meer auch rasch eine
biologische Reaktion hervorrufen kann, zeigten weitere Experimente mit
Meerwasser und Vertretern einer wichtigen Gruppe von Phytoplankton, den
Kieselalgen. "In unseren Experimenten konnten wir erstmals zeigen, dass
einzellige Algen das Eisen aus Vulkanasche zum Aufbau von Biomasse verwenden
können", erklärt die frisch promovierte Biologin Dr. Linn Hoffmann. Vulkanasche
erweist sich damit für die Ozeane also als ein natürlicher und schnell wirkender
Kombi-Dünger. "Es ist als wenn der Vulkangott Vulcanus und die
Fruchtbarkeitsgöttin Freya mit Neptun eine Vereinbarung getroffen haben, von der
wir erst jetzt etwas erfahren", so Dr. Svend Duggen.
Die Erkenntnisse sind deshalb von Bedeutung, weil ein erhöhtes Wachstum von Phytoplankton im Ozean die Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre beschleunigen und damit den vom Menschen verursachten Treibhauseffekt mindern würde. Darüber, welche Rolle der Eintrag von Vulkanmaterial ins Meer im globalen CO2-Kreislauf spielen könnte, ist im Moment wenig bekannt. Das IFM-GEOMAR fördert nun mit der interdisziplinären Nachwuchsprojektgruppe NOVUM 1 (Nutrients Originating in Volcanoes and their effect on the eUphotic zone of the Marine ecosystem) eine Fortsetzung der neuen Forschungsrichtung in den Meereswissenschaften. Im Rahmen dieses ersten Teils wollen die Kieler Jungforscher mit weiteren chemischen Experimenten und Computermodellen erstmals quantifizieren, welche Bedeutung die Düngung der Ozeane mit Vulkanasche für den globalen CO2-Kreislauf haben kann.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.