Bundesamt für Strahlenschutz: Ältere Akw früher vom Netz nehmen
Archivmeldung vom 23.07.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAls Konsequenz aus den Pannen in Brunsbüttel und Krümmel hat der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, die Energiewirtschaft aufgefordert, ältere Atomkraftwerke früher abzuschalten.
"Wenn die Konzerne es ernst meinen mit der
Verbesserung der Sicherheit älterer Reaktoren und auch Akzeptanz für
den befristeten Betrieb der jüngeren Kernkraftwerke schaffen wollen,
sollten sie ein Signal setzen und die alten Kraftwerke freiwillig
früher vom Netz nehmen", sagte König dem Tagesspiegel
in einem Interview. Dafür spreche auch, dass ältere Atomkraftwerke
weniger gut gegen gezielte Flugzeugangriffe von Terroristen geschützt
seien. "Neuere Reaktoren haben eine wesentlich stärkere
Stahlbetonhülle zum Schutz. Sie ist mit 180 Zentimetern bis zu
dreimal so dick ist wie bei älteren."
Konzerne wie Vattenfall und RWE seien gut beraten, die Anträge auf
Verlängerung der Restlaufzeiten in Brunsbüttel, Neckarwestheim 1 und
Biblis A "als ersten Schritt" zurückzuziehen, um dann mit dem
Bundesumweltministerium über die Abschaltung zu verhandeln. König
kritisierte, dass die Konzerne stattdessen die Übertragung von
Reststrommengen von jüngeren auf ältere Kraftwerke zum Regelfall
machen wollten. "Das kommt einer Aufkündigung des Vertrages nahe, der
zwischen ihnen und der Bundesregierung 2001 geschlossen wurde."
Damals hatten die Bundesregierung und die Energiewirtschaft den
schrittweisen Ausstieg aus der Atomkraft vereinbart.
König forderte, als Konsequenz aus den Vorfällen bei Vattenfall die Frage der Endlagerung neu zu diskutieren. "Es gibt viele, die den Standort Gorleben durchsetzen wollen, um hochradioaktives Material zu lagern, ohne andere Standortalternativen zu prüfen. Aber ein Endlager gegen den Willen der Bevölkerung durchsetzen zu wollen, halte ich für einen Fehler."
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel