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Schmetterlinge reagieren stark auf Klimaerwärmung

Archivmeldung vom 30.01.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.01.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Kirinia roxelana
Quelle: (Copyright: Gideon Pisanty. Wikimedia) (idw)
Kirinia roxelana Quelle: (Copyright: Gideon Pisanty. Wikimedia) (idw)

Viele Tier- und Pflanzenarten verlassen in Folge der Klimaerwärmung ihre bisherigen Verbreitungsgebiete und wandern langsam nach Norden oder in höhere Gebirgslagen. Bestehende Schutzgebiete werden möglicherweise auf lange Sicht nicht mehr jene Arten beherbergen, für deren Schutz sie einst bestimmt waren. Zu diesem Befund, der aktuell im Fachmagazin PLOS ONE erscheint, kommt ein internationales Team, an dem auch Biodiversitätsforscherin Andrea Grill von der Universität Wien beteiligt war. Die WissenschafterInnen untersuchten die Diversität der Schmetterlinge im griechischen Dadia National Park.

Ausgangspunkt für die Untersuchung waren die 1998 von Andrea Grill im Rahmen ihrer Diplomarbeit erhobenen Daten von Schmetterlingen im griechischen Dadia National Park, der in den Rhodopen im Nordosten des Landes liegt. Heute forscht die Elise-Richter-Stipendiatin am Department für Tropenökologie und Biodiversität der Tiere der Universität Wien und freut sich darüber, mit ihrer Diplomarbeit die Basis für eine internationale Studie vorbereitet zu haben. "Wir konnten, indem wir die damaligen Ergebnisse mit aktuellen verglichen, beweisen, dass Schmetterlinge relativ rasch auf Klimaveränderungen reagieren", so Andrea Grill.

Vergleich: Schmetterlingsvorkommen im Jahr 1998 und 2011/2012

In ihrer aktuellen Publikation im Fachmagazin PLOS ONE beschreiben die WissenschafterInnen, wie sich die Schmetterlingsgemeinschaften im Dadia National Park von 1998 bis 2012 verändert haben. Die griechische Biologin Konstantina Zografou von Universität Ioannina führte in den Jahren 2011 und 2012 Folgestudien durch, und zwar an exakt denselben geographischen Punkten, wo Grill 1998 ihre Daten erhoben hatte.

"In diesem Zeitraum – also in den letzten 13 Jahren – stieg die Jahresdurchschnittstemperatur im Untersuchungsgebiet um 0.95°C. In der Folge verschoben sich die Artengemeinschaften in den griechischen Rhodopen eindeutig zugunsten wärmeliebender Arten aus dem Flachland. Arten, die hauptsächlich in höheren Lagen verbreitet sind und kühlere Habitate bevorzugen, sind seltener geworden, wärmeliebende Arten wurden hingegen häufiger", erklärt Andrea Grill. Einige Augenfalter, wie der Große Waldportier (Hipparchia fagi) und das Schattensandauge (Kirinia roxelana), verdoppelten ihre Individuenzahlen, aber auch das Ochsenauge (Maniola jurtina) konnte im letzten Jahrzehnt wesentlich häufiger gezählt werden.

Die Körpertemperatur von Schmetterlingen ist von der Umgebungstemperatur abhängig

Schmetterlinge reagieren rascher auf Klimaveränderungen als Wirbeltiere, wie zum Beispiel Vögel. Sie haben vergleichsweise kurze Generationszeiten und reagieren ausgesprochen sensibel auf die Temperatur ihres Lebensraums. Nicht nur, weil sie oft hochspezialisiert auf bestimmte Raupenfutterpflanzen sind, deren Vorkommen ihrerseits wiederum vom Klima abhängt, sondern auch weil die Körpertemperatur von Schmetterlingen von der Umgebungstemperatur abhängig ist. Säugetiere hingegen regulieren durch ihren Blutkreislauf die Körpertemperatur und sind von der Außentemperatur unabhängig.

Ökosysteme unterliegen einem ständigen Wandel

Wenn sich für andere Tiergruppen und in anderen Schutzgebieten ähnliche Trends zeigen, müsste der Artenschutz in Nationalparks neu überdacht werden. Schutzgebiete mit feststehenden Grenzen verlieren ihre ursprüngliche Bedeutung, wenn die Arten, für die sie errichtet werden, sie verlassen. Nationalparks könnten aber auch neue Bedeutungen gewinnen, zum Beispiel wenn neue Arten einwandern. Die Erkenntnis, dass natürliche Ökosysteme ständig im Wandel begriffen sind, ist essentiell im modernen Naturschutz.

Quelle: Universität Wien (idw)

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