Größter anzunehmender Unfall im Atommüll-Lager Asse
Archivmeldung vom 05.11.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHeute haben AktivistInnen von ROBIN WOOD und dem Anti-Atom-Plenum Braunschweig auf dem Gelände des Atommülllagers ASSE II den Förderturm besetzt und dort ein 45 m² großes Banner mit der Aufschrift "Auslaufmodell ASSE" befestigt.
Von 1967 bis 1978 ist in der Asse II bei Wolfenbüttel, knapp 20
Kilometer südöstlich von Braunschweig, nahezu der gesamte bis dahin
angefallene schwach- und mittelradioaktive Atommüll Deutschlands "zu
Forschungszwecken" vergraben worden. Heute befinden sich über 120.000
Gebinde Atommüll, darunter 102 Tonnen Uran, 87 Tonnen Thorium und 11,6
Kilo Plutonium in der Asse - Stoffe, die zu den giftigsten auf der
ganzen Welt gehören und die zum Teil eine Halbwertszeit von bis zu einer
Million Jahre haben.
Seit 1988 strömen täglich ca. 12.000 Liter Wasser in den Salzstock. Weil
nun laut einem bis heute geheim gehaltenen Gutachten die Sicherheit des
Atommülllagers nur noch bis 2014 garantiert werden könne, will der
Betreiber der Asse, das GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit
(GSF), das endgültige Absaufen des Atommülls ausgerechnet mit einer
Flutung "kontrollieren". So soll der Salzstock stabilisiert und die
Freisetzung der Radioaktivität verzögert werden. In diesem Konzept geht
auch der Betreiber davon aus, dass es zu einer Freisetzung der
radioaktiven Stoffe kommen wird. "Mit einem für Jahrtausende sicheren
Einschluss der gefährlichen radioaktiven Abfälle hat diese
Flickschusterei nichts mehr zu tun", sagt Thomas Erbe von ROBIN WOOD.
Dieses Vorgehen der GSF schafft außerdem unumkehrbare Tatsachen: "Eine
spätere Rückholung des Atommülls ist nach einer Flutung nicht mehr
möglich, auch wenn sich herausstellen sollte, dass dies für Umwelt und
Bevölkerung die sicherste Methode wäre."
Gleichzeitig kritisiert Udo Sorgatz von ROBIN WOOD: "Einerseits kündigt
die GSF eine offene Informationspolitik an, andererseits hält sie
wichtige Studien unter Verschluss. Das ist ein Skandal und wirft die
Frage auf, was die GSF zu verbergen hat."
"In der Asse entwickelt sich der größte anzunehmende Unfall der
Endlagerung radioaktiver Stoffe," so Dirk Seifert, Energieexperte von
ROBIN WOOD. "Das Absaufen der Asse und die jetzt quasi in Notwehr
geplanten Maßnahmen der GSF, um die Freisetzung des radioaktiven
Inventars zumindest noch einigermaßen zu verzögern, machen klar, dass
die Risiken der Endlagerung nicht beherrscht werden. Der Verdacht liegt
nahe, dass die GSF mit der Behauptung, dass für eine Rückholung der
atomaren Abfälle keine Zeit mehr bleibt, nicht nur erhebliche Mehrkosten
verhindern will, sondern gleichzeitig auch das Eingeständnis, das die
Endlagerung atomarer Abfälle gescheitert ist. "
ROBIN WOOD fordert GSF und zuständige Behörden auf, sofort alle
Informationen und Gutachten auf den Tisch zu legen und endlich in eine
umfassende Diskussion aller Alternativen zur Verhinderung einer
Katastrophe in der Asse einzutreten. Auch die anderen Endlagerkonzepte
im Schacht Konrad und in Gorleben müssen jetzt neu diskutiert werden.
Ab morgen (6.11.) veranstalten das Bundesamt für Strahlenschutz und die
GSF in Braunschweig die internationale Tagung "RepoSafe". Ungeachtet der
Situation in der Asse diskutiert die Atomgemeinde über vermeintlich
sichere Endlager. Robin Wood und Anti-Atom-Initiativen rufen deshalb zu
"Aktionstagen gegen Atommüllendlager" in Braunschweig auf.
Quelle: Pressemitteilung ROBIN WOOD