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Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft rudert zurück: "Eine völlig unsachgemäß durchgeführte Nottötung"

Archivmeldung vom 06.09.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.09.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Geflügelmast: Hennen mit kahlen Stellen in einer Bodenhaltung
Geflügelmast: Hennen mit kahlen Stellen in einer Bodenhaltung

Foto: Maqi
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

"Das war eine völlig unsachgemäß durchgeführte Nottötung. Da gibt es nichts zu relativieren." sagte Dr. Thomas Janning, Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) am Mittwoch bei stern TV. "Es war nicht korrekt, absolut inkorrekt." unterstrich er später im Gespräch mit Steffen Hallaschka. Damit räumte er ein, was er vergangene Woche noch bestritten hatte: Dass die Zustände auf einem Geflügelmastbetrieb, über den der Stern und stern TV berichtet haben, tierschutzwidrig sind.

stern TV hat über einen Geflügelmastbetrieb im Landkreis Altötting berichtet, der Wiesenhof beliefert. In den Kadavertonnen dieses Betriebes haben Tierschützer der Tierrechtsorganisation Soko Tierschutz über Jahre lebende Tiere gefunden.

Schwache und kranke Tiere sind tierschutzwidrig nicht betäubt und getötet worden. Stattdessen wurden sie lebendig in eine Kadavertonne geschmissen. Die mit versteckter Kamera aufgenommen Bilder zeigen, wie der Mäster ein lebendes Masthähnchen unbetäubt in eine Mülltonne wirft. Eine Mitarbeiterin des Hofes schlägt ein lebendes Tier nachlässig gegen einen Plastikeimer, bevor sie es wegwirft.

Zwölf Hähnchen hat Tierschützer Friedrich Mülln lebendig in Kadavertonnen aufgebracht. Er resümiert: "Das ist wirklich einmalig, 20 Jahre mach ich das jetzt, dass Tiere lebendig weggeworfen werden, dass wir jedes Mal, so gut wie jedes Mal wenn wir die Mülltonne aufgemacht haben ein lebendes Tier darin vorgefunden haben. Das ist abscheulich und selbst für die Dimension der Massentierhaltung ungewöhnlich."

Vergangene Woche noch hatte der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft stern TV in einer Pressemitteilung wegen der Berichterstattung attackiert. Zu diesem Zeitpunkt kannte der ZDG weder die Bilder und Videos noch die Inhalte der Recherchen. Die offenbar etwas voreilig formulierte Pressemitteilung weist stern TV zurück.

Schon bevor der ZDG "unzureichende Gesprächsbereitschaft und offene Gesprächsbereitschaft" beklagt hat, hatte stern TV den Verband zur Teilnahme in der Sendung eingeladen.

Der Landwirt aus dem Landkreis Altötting wies stern TV gegenüber in einem Telefonat alle Vorwürfe zurück. Für weitere Interviews stand er nicht zur Verfügung.

Auch Wiesenhof wollte stern TV kein Interview geben. Schriftlich teilte das Unternehmen mit, sie seien "zu dem Ergebnis gekommen, dass die auf dem Betrieb vorgenommenen Nottötungen an selektierten, nicht lebensfähigen Tieren nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Wir haben daraufhin die zuständige Behörde um weitere Abklärung durch Sichtung desselben Filmmaterials gebeten und das Vertragsverhältnis mit dem Betrieb gekündigt und Strafanzeige gestellt."

Der betreffende Mäster ist jedoch kein Unbekannter. Bereits 1999 dokumentierten Tierschützer erschreckende Szenen in seinem Stall. Wiesenhof hatte bereits damals angekündigt den Hof zu überprüfen und ggf. die Geschäftsverbindung zu beenden.

Das Veterinäramt Altötting bestätigte gegenüber dem Stern und stern TV, dass in diesem Betrieb bereits im Sommer 2007 innerhalb einiger Tage 2.000 von 80.000 Hähnchen wegen einer Hitzeperiode verendeten.

2012 brach ein Rotorblatt in einem Lüfter des Betriebes. Infolge des hohen Geräuschpegels und der daraus resultierenden Fluchtreaktion wurden 6.000 Hähnchen in einem Abteil mit etwa 10.000 Hähnchen erdrückt.

Wiesenhof war also gewarnt und macht es sich deshalb zu einfach, findet Friedrich Mülln von Soko Tierschutz: "Der Hof ist ein Auftragsmastbetrieb von Wiesenhof. Der beliefert Wiesenhof seit Jahrzehnten. Und deshalb trägt Wiesenhof eine Verantwortung. Die sagen, bei uns ist alles aus einer Hand. Die können sich nicht rausreden, dass das irgendwelche Auftragsproduzenten sind. Es steht am Ende Wiesenhof auf dem Produkt drauf, also ist auch Wiesenhof dafür verantwortlich, wenn dann lebende Tiere in der Mülltonne liegen. Die müssen dafür gerade stehen."

Quelle: STERN TV (ots)

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