Pläne der Bundesregierung für Zirkusregister unzureichend
Archivmeldung vom 15.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAm Donnerstag hat die Bundesregierung einen Entwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes vorgelegt, mit dem ein Register für Zirkustiere auf den Weg gebracht werden soll. Das Register soll die behördliche Kontrolle bei reisenden Zirkussen verbessern.
"Trotzdem
werden Bären, Elefanten, Tiger und Co. in Deutschlands Zirkussen
weiter leiden, solange kein Verbot für Wildtiere in Zirkussen
besteht", erklärt Thomas Pietsch, Wildtier-Experte bei VIER PFOTEN.
In Ungarn ist Anfang September 2007 ein generelles Wildtier-Verbot
für reisende Zirkusse in Kraft getreten. Zusammen mit Österreich
verfügt das Land nun über die strengsten Regelungen in der EU. "Das
junge EU-Mitglied Ungarn zeigt der deutschen Regierung, wie wirksamer
Tierschutz im Zirkus aussieht. Die Forderung des Bundesrates nach
einem Verbot bestimmter Wildtiere aus dem Jahr 2003 muss wieder auf
die politische Agenda".
In der EU gibt es circa 1000 Zirkusunternehmen. Allein in
Deutschland reisen rund 300 Zirkusse durchs Land, die meisten führen
Tiere mit sich. Festgekettete Elefanten, verhaltensgestörte Bären,
Löwen oder Tiger, die in kleinen Gitterkäfigen im Kreis laufen - so
sieht die traurige Realität außerhalb der Manege aus. In Zirkussen
sind Tiere unzureichenden Haltungsbedingungen und schlechter
Versorgung sowie ständigen Ortswechseln und fragwürdigen
Dressurmethoden ausgesetzt. Diese Lebensbedingungen führen besonders
bei exotischen Wildtieren regelmäßig zu schweren Leiden bis zum Tod.
Denn anders als domestizierte Tiere haben sie keine zuchtbedingte
Anpassung an ein Leben in Gefangenschaft durchlaufen. Ihre Ansprüche
an Haltung, Ernährung und Pflege sind so hoch, dass sie in reisenden
Zirkussen nicht befriedigt werden können.
In der Gesellschaft werden Zirkusaufführungen mit Tieren zunehmend
kritisch gesehen und vermeintliche Attraktionen mit Wildtieren stoßen
immer häufiger auf Ablehnung. So wird der Auftritt von Wildtieren in
der Manege in vielen Ländern aus Tierschutzgründen bereits untersagt
oder eingeschränkt. Zuletzt beschloss Ungarn nach knapp zweijährigen
Anstrengungen der internationalen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN
in Kooperation mit dem ungarischen Verein FAUNA ein generelles Verbot
für Wildtiere im Zirkus. In der EU verfügt auch Österreich über ein
solches Verbot. In Großbritannien wird eine entsprechende Regelung
vorbereitet. Schweden, Finnland, Dänemark und die Tschechische
Republik verbieten das Mitführen einzelner Tierarten. In Belgien
müssen Zirkustiere nach Zoostandards gehalten werden, so dass kaum
noch Wildtiere mitgeführt werden.
Unter dem Motto "Manege frei - aber ohne Wildtiere" setzen moderne Zirkusse vermehrt auf Programme ohne Wildtiere, oder gänzlich auf Konzepte ohne Tiere. International erfolgreiche Unternehmen wie der Cirque du Soleil, Flic Flac oder Roncalli bieten ein reichhaltiges Programm aus Artistik, Musik, Tanz und Theater. "Zirkusse ohne Tiere sind zukunftsweisend und bereichern das Kultur- und Freizeitangebot. Kopfstehende Elefanten oder Tiger, die Männchen machen, sind dagegen nicht mehr zeitgemäß", sagt Pietsch.
Quelle: Pressemitteilung VIER PFOTEN