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Chile ist gefährlicher für Argentinien als umgekehrt

Archivmeldung vom 13.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Arten wie die die Wein-Rose (Rosa rubiginosa) werden nur schwer auszurotten sein, weil sie inzwischen weit verbreitet sind, fürchten Wissenschaftler in ihrer Studie über invasive Arten in Chile und Argentinien. Besonders 22 gebietsfremde Arten, die in Chile an den Verbindungsstraßen ins Nachbarland vorkommen, stellten ein hohes Risiko dar. Foto: Stefan Klotz/UFZ
Arten wie die die Wein-Rose (Rosa rubiginosa) werden nur schwer auszurotten sein, weil sie inzwischen weit verbreitet sind, fürchten Wissenschaftler in ihrer Studie über invasive Arten in Chile und Argentinien. Besonders 22 gebietsfremde Arten, die in Chile an den Verbindungsstraßen ins Nachbarland vorkommen, stellten ein hohes Risiko dar. Foto: Stefan Klotz/UFZ

Invasive Pflanzenarten in Chile stellen ein größeres Risiko für das Nachbarland Argentinien dar als umgekehrt. Das schlussfolgern Wissenschaftler der Universität Concepción in Chile und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) aus einer Analyse der Flora beider Länder. Besonders 22 gebietsfremde Arten, die in Chile an den Verbindungsstraßen ins Nachbarland vorkommen, stellten ein hohes Risiko dar, schreiben die Forscher im Fachblatt Biological Invasions.

Der Handel zwischen Chile und Argentinien verläuft hauptsächlich auf dem Straßenweg. Innerhalb des letzten Jahrzehnts hat sich die Transportmenge mehr als verdreifacht. Lange bildeten die Anden eine natürliche Barriere zwischen beiden Ländern, die durch den steigenden Verkehr zunehmend löchrig wird. Von den 875 gebietsfremden Arten kommen knapp 300 jeweils nur in Chile oder Argentinien sowie gut 300 in beiden Ländern vor. Invasive Arten können Ökosysteme empfindlich stören und große Schäden in der Landwirtschaft hervorrufen.

Als am gefährlichsten für das Nachbarland stuften die Forscher die Gelbe Bartsie (Parentucellia viscosa) ein. Diese einjährige krautige Pflanze kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Innerhalb von 48 Jahren hat sich bereits in 10 Provinzen Chiles ausgebreitet. „Aus unserer Sicht sollte besonderes Augenmerk den Sträuchern und Bäumen gewidmet werden“, schlussfolgert Dr. Nicol Fuentes. „Arten wie die Mittelmeer-Brombeere (Rubus ulmifolius), die Wein-Rose (Rosa rubiginosa) oder die Silber-Akazie (Acacia dealbata) werden nur schwer auszurotten sein, weil sie inzwischen weit verbreitet sind. Gute Chancen gibt es dagegen beim Gestreiften Ginster (Cytisus striatus), da sich dieser noch am Anfang der Ausbreitung befindet.“

Aus Sicht der Biologen ist es wichtig, dass Prioritäten für die Maßnahmen gegen invasive Arten von Wissenschaftlern und Experten festgelegt werden. „Die Zusammenarbeit von Nachbarländern bei der gemeinsamen Planung von Maßnahmen, wäre der effektivste Weg, Steuergelder in die Vorbeugung und Kontrolle von invasiven Pflanzenarten zu investieren. Das hat unsere Untersuchung gezeigt“, erklärt Dr. Ingolf Kühn vom UFZ.

Bereits vor zwei Jahren hatte das chilenisch-deutsche Forscherteam die Entwicklung der Flora in Chile seit 1900 ausgewertet. Aus über 70.000 Proben im Herbarium der Universität Concepción konnten sie 1997 einheimische und 629 gebietsfremde Pflanzen identifizieren. Dabei zeigte sich, dass sich innerhalb eines Jahrhunderts invasive Arten nahezu auf das ganze Territorium ausgebreitet haben. Zentrum der Ausbreitung ist die mediterrane Klimazone, in der die spanischen Kolonialherren ab 1520 die Landwirtschaft aus ihrer europäischen Heimat einführten. Als die Chilenische Landwirtschaft und damit auch die Getreideproduktion zwischen 1910 und 1940 stark wuchs, kam es auch zur starken Ausbreitung invasiver Arten.

Um das Risiko, dass von einzelnen Arten ausgeht, abzuschätzen, nutzten die Forscher eine Methode aus Australien. Denn auch in Australien stellen Pflanzenarten aus Europa ein Problem dar. Australische, tschechische und deutsche Wissenschaftler konnten in einer kürzlich veröffentlichten Studie zeigen, dass 750 Pflanzenarten aus Mitteleuropa inzwischen in Australien zu finden sind. Die meisten Arten kamen zwischen 1840 und 1880 sowie zwischen 1980 und heute auf den fünften Kontinent und spiegeln so die Einwanderungswellen wieder. Rund zwei Drittel der Arten wurden absichtlich nach Australien eingeführt. Darunter auch viele Arten, die zur Dekoration der Gärten gedacht waren wie die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) oder die Rotbuche (Fagus sylvatica). Als erste Art gilt der Haselnussstrauch (Corylus avellana), der ab 1803 in australischen Baumschulen gehandelt wurde. 1843 kam der Spitzahorn (Acer platanoides) dazu, der von Landschaftsplanern gerne beim Anlegen von Straßenalleen verwendet wird. Bei so vielen gebietsfremden Arten rechnen die Forscher damit, dass sich weitere Arten etablieren und invasiv ausbreiten – auch wenn das erst mit Verzögerung passieren kann.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

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