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Ukrainische Ostereier aus deutschen Käfigen

Archivmeldung vom 16.04.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.04.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Der so genannte ausgestaltete Käfig, auch Kleinvoliere oder Kleingruppenhaltung, (rechts im Bild) genannt, bringt keinen Fortschritt im Vergleich zu der herkömmlichen Haltung (links im Bild)
Der so genannte ausgestaltete Käfig, auch Kleinvoliere oder Kleingruppenhaltung, (rechts im Bild) genannt, bringt keinen Fortschritt im Vergleich zu der herkömmlichen Haltung (links im Bild)

Seit 2010 ist es in Deutschland verboten, Legehennen in konventionellen Käfigen zu halten. Das hindert deutsche Stallbauer jedoch nicht daran, weiterhin solche Legebatterien herzustellen und in Drittstaaten zu verkaufen.

Deutschland sichert die Exporte mit öffentlichen Mitteln ab - und die Käfigeier landen im Osterzopf und anderen Produkten auf den Tischen der deutschen Verbraucher. »Wir fordern eine umfassende und verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung von eihaltigen Produkten und ein Ende des Einsatzes von Steuermitteln für Käfigexporte«, sagt Mahi Klosterhalfen, Geschäftsführer der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt.

Beispiele für das herrschende System sind die beiden Platzhirsche in der ukrainischen Eierproduktion, Avangardco und Ovostar. Avangardco (mit Sitz in der Steueroase Zypern) errichtete 2012/13 zwei riesige Anlagen zur Käfighaltung von Legehennen in der Ukraine. Die Ausrüstung der Anlagen wurde u.a. von zwei großen Stallbau-Unternehmen aus Deutschland geliefert. Deutschland übernahm dafür Hermesbürgschaften über 26,4 Mio. Euro. Die Bundesregierung räumte später ein, dass die Käfige nicht den EU-Normen entsprechen.

Mit Hermesbürgschaften (Exportkreditgarantien) versichert der deutsche Staat Exporteure gegen Zahlungsrisiken. Wenn also der Besteller nicht bezahlt, springt der Steuerzahler ein. So müssen die Hersteller von Käfiganlagen ihr unternehmerisches Risiko nicht selbst tragen.

Avangardco hält aktuell 10,5 Mio. Legehennen. Seit 2014 liefert das Unternehmen vor allem Eipulver in die EU. Im Jahr 2016 gingen bereits 55 % der Exporte von Avangardco-Eiprodukten (nach Geldwert) nach Dänemark. Welche Wege die Produkte dann innerhalb der EU nehmen, lässt sich nicht nachvollziehen. »Für Produkte, die Ei enthalten, gibt es - anders als bei Schaleneiern - keine Kennzeichnungspflicht. Außer bei Bio-Produkten tappt der Verbraucher hier also im Dunkeln und kann nicht feststellen, ob in seinem Osterzopf ukrainische Eier aus in Deutschland hergestellten Käfigen stecken«, erklärt Mahi Klosterhalfen.

Das Unternehmen Ovostar (Firmensitz in den Niederlanden) hält 6,6 Mio. Legehennen in der Ukraine. Es brüstet sich damit, die höchsten Gebäude zur Legehennenhaltung in Europa zu haben - also mit den meisten Lagen an Käfigbatterien übereinander. Ovostar und seine deutschen Lieferanten profitierten bereits von zwei Hermesbürgschaften.

Im Jahr 2017 produzierte Ovostar ca. 11.500 Tonnen Flüssigei und 3.300 Tonnen Trockenei, wovon 44 % in die EU exportiert wurden. Im September 2017 erhielt das Unternehmen auch die Bewilligung, Schaleneier in die EU zu liefern. Noch im November erfolgte eine erste Lieferung von 302.000 Schaleneiern aus der Ukraine nach Deutschland. Auch diese stammen aus Käfighaltung.

In den Supermarktregalen werden diese Eier nicht landen - höchstens als gefärbte Ostereier, für die ebenfalls keine Kennzeichnungspflicht gilt. »Größer sind die Chancen, diese Käfigeier in der Gastronomie oder der Gemeinschaftsverpflegung vorgesetzt zu bekommen. Auch hier hat der Verbraucher kein Recht zu erfahren, woher die Eier stammen und wie die Hennen gehalten wurden«, beklagt Klosterhalfen.

»Die deutsche Öffentlichkeit hat der tierquälerischen Käfighaltung von Legehennen eine Absage erteilt. Somit haben die Entscheidungsträger eine zusätzliche moralische Verpflichtung, sicherzustellen, dass diese Form der Tierquälerei in keiner Art und Weise mit öffentlichen Geldern unterstützt wird. Auch ist es höchste Zeit, dass die verpflichtende Kennzeichnung eihaltiger Produkte kommt, damit man sieht, welche Produkte Käfigei enthalten«, so Klosterhalfen abschließend.

Quelle: Albert Schweitzer Stiftung f. u. Mitwelt (ots)

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