Agro-Gentechnik: Bioland kritisiert Angebot der Agro-Industrie zur Anschubfinanzierung eines Haftungsfonds als ungedeckten Scheck
Archivmeldung vom 28.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit dem Angebot, die Anschubfinanzierung für einen Gentechnikhaftungsfonds zu übernehmen, will die Biotechnologiebranche laut Berichten der FAZ vom 26.01.06 Minister Seehofer zu einer Aufweichung bestehender Haftungsregelungen im Gentechnikgesetz bewegen.
Dabei soll die Beweislast auf die Schultern traditionell und
ökologisch wirtschaftender Landwirte verlagert werden. Landwirte, die
gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen, sollen zudem von der
Haftung befreit werden, wenn sie sich an eine bisher nicht definierte
"gute fachliche Praxis" halten. Ziel der Gentech-Vertreter ist
offensichtlich eine Versicherungslösung, die unter den so geänderten
Rahmenbedingungen einen Haftungsanspruch auf verschuldensabhängige
Schadensfälle begrenzt.
"Diese Vorschläge sind ein ungedeckter Scheck für alle Bauern, die
auch zukünftig auf Gentechnik in der Landwirtschaft verzichten wollen
und gleichzeitig ein Freifahrtschein für alle Nutzer der
Agro-Gentechnik", so Thomas Dosch, Vorsitzender von Bioland. Statt
einseitige Debatten über die Haftungsfrage zu führen, müsse endlich
geklärt werden, wie Kontaminationen durch den Anbau von Gen-Pflanzen
verhindert werden können. Dazu sei eine europaweit gültige
Antikontaminierungsstrategie mit geeigneten Maßnahmen zu erarbeiten,
die den Eintrag von GVO in Nicht-GVO-Lebensmittel zur Ausnahme macht
und damit den Haftungsfall weitestgehend ausschließt.
Bioland fordert von Minister Seehofer den Fortbestand der jetzigen
Haftungsregelungen. "Es kann nicht sein, dass sich die Agro-Industrie
mit einem einstelligen Millionenbetrag freikauft und die Existenz von
gentechnikfrei wirtschaftenden Landwirten aufs Spiel setzt", so
Dosch.
Von einer Beweislastumkehr seien ausschließlich Bauern betroffen,
die ohne Gentechnik Lebensmittel erzeugen wollen. Landwirte, die
GVO-frei wirtschaften, wären auf einen funktionierenden Haftungsfonds
angewiesen, der im Falle einer verschuldensunabhängigen Haftung für
sie einspringt. Gentechnik-Nutzer würden damit faktisch aus der
Verantwortung für den Schutz benachbarter Felder entlassen.
Bioland ist mit über 4500 Erzeugern und knapp 700 Vertragspartnern
der größte Verband im ökologischen Landbau in Deutschland.
Quelle: Pressemitteilung Bioland - Bundesverband