Schulwissenschafter: Regenwürmer aus Europa richten in nordamerikanischen Wälder Schäden von unabsehbarer Größe an
Archivmeldung vom 02.08.2017
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Freigeschaltet durch André OttIn Nordamerika zerstören angeblich Regenwürmer aus Europa jahrtausendealte Ökosysteme. Das berichtet die Wochenzeitung "Die Zeit". Dort, wo noch vor wenigen Jahrzehnten zwei Regenwurmarten heimisch gewesen seien, fänden sich nunmehr 31 Arten, berichtet der Biologe Peter Kortanen aus dem kanadischen Provinz Ontario in der Zeitung.
Die Würmer bringen in den Wäldern der USA und Kanadas ein über mehr als 10.000 Jahre gewachsenes Zusammenspiel von Tier- und Pflanzenarten durcheinander, behauptet Kortanen. Dieses habe sich seit der letzten Eiszeit entwickelt. Ein weltweit führender Experte auf dem Gebiet, der Leipziger Professor Nico Eisenhauer, hat die Situation vor Ort erforscht. Um die Zahl der Tiere pro Quadratmeter zu erfassen, leitete er in Minnesota Senflösung in den Boden.
"Als ich das zum ersten Mal getan habe und die Würmer nach oben kamen, hat sich der ganze Boden bewegt. Das war gruselig", sagte er der "Zeit". Vor allem Angler verbreiten die in Europa heimischen Regenwurmarten in Nordamerika. In den dortigen Wäldern richten diese Schäden an, deren Ausmaß noch niemand absehen kann - erkennbar an einer verminderten Laubschicht, trockeneren Böden und einem Rückgang heimischer Pflanzenarten.
Hintergrund: Biologischer Gartenbau
Für den biologischen Gartenbau sind Regenwürmer von zentraler Bedeutung. Regenwürmer gelten als wichtigste Erzeuger von Dauerhumus, gleichbedeutend mit den Ausscheidungen des Regenwurms, einer stabilen Bodenstruktur, ideal für das Pflanzenwachstum und mit vielen für die Pflanzen verfügbaren Nährstoffen. Daher ist auch die Pflege des Bodens in Form von Abdecken oder oberflächliches Hacken gegen Austrocknung, Mulchen und Einbringen von Kompost eine Vergünstigung der Lebensbedingungen für das Bodenleben (Edaphon) und somit für die Regenwürmer.
Der Komposthaufen im biologischen Gartenbau stellt sozusagen die Verdauungstätigkeit des Regenwurms im großen Stil nach. Hier finden sich vor allem der Kompostwurm und der Rote Waldregenwurm sehr häufig ein, ebenso wie unter ausgebrachtem Mulchmaterial. Die Reife des Kompostes lässt sich dadurch feststellen, dass der Haufen zusammengesunken ist und die Regenwürmer diesen verlassen haben.
Die Nährstoffanreicherung durch die Regenwürmer wird indirekt durch organische Düngung erzeugt und auf Kunstdünger wird explizit verzichtet. Da die Grabetätigkeit der Regenwürmer den Boden ausreichend lockert, ist im biologischen Garten bei richtiger Bodenpflege ein Umgraben im Gegensatz zur konventionellen Anbaumethoden nicht mehr erforderlich.
In Europa gilt, je mehr Regenwürmer im Boden leben, desto größer der Nutzen für Mensch und Natur.
Quelle: dts Nachrichtenagentur / André Ott