Deutscher Umweltpreis 2009 für "internationale Speerspitzen" aus Wirtschaft, Forschung, Naturschutz
Archivmeldung vom 16.09.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) - mit 500.000 Euro höchstdotierte Umweltauszeichnung Europas - geht 2009 an die Unternehmer Petra Bültmann-Steffin (39, Neuenrade) und Dr. Carsten Bührer (39, Rheinbach), den Wissenschaftler Prof. Dr. Bo Barker Jørgensen (62, Bremen) und die Ehrenvorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Dr. Angelika Zahrnt (65, Neckargemünd).
Bültmann-Steffin/Bührer werden für eine durch ihre Firmen weltweit erstmalig in der Industrie umgesetzte Technikentwicklung geehrt, durch die massiv Energie gespart wird. Jørgensen wird für seine Forschungsarbeiten zum Verständnis mikrobieller Vorgänge im Meer gewürdigt. Dadurch konnte die Rolle der Weltmeere im globalen Klimageschehen entschlüsselt werden. Zahrnt wird ausgezeichnet, weil sie sich über Jahrzehnte ehrenamtlich für den Schutz der Umwelt eingesetzt hat. Den Preis, der zwischen dem Unternehmer-Duo, Jørgensen und Zahrnt gedrittelt wird, überreicht Bundespräsident Horst Köhler am 25. Oktober in Augsburg.
DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde würdigte die Preisträger heute als "Prototypen" für das, was die DBU als größte Umweltstiftung der Welt ausmache: Zwei mittelständisch-innovative Unternehmen, die durch eine richtungsweisende Zusammenarbeit ökologische und ökonomische Ziele verbänden; ein Forscher, der durch seine unaufgeregte, aber exzellente Arbeit komplexe Prozesse auf der Erde besser zu verstehen helfe; eine Umweltschützerin, die sich als Frau in einer Männerdomäne durchgesetzt, die Umweltbewegung fortentwickelt habe und die Umwelt von einem Nischenthema zu einem politischen und gesellschaftlichen Kernthema gemacht habe. Brickwedde: "Das ist exakt das Verständnis von modernem Umweltschutz, wie es die DBU pflegt."
Mit großem unternehmerischen Mut und hoher Innovationskraft sei es den Geschäftsführern des klassischen Maschinenbauers Bültmann und des Hochtechnologieunternehmens Zenergy Power, Petra Bültmann-Steffin und Dr. Carsten Bührer, gelungen, einen Spezial-Heizer auf Basis der so genannten Hochtemperatur-Supraleiter (HTS) zu entwickeln. Zum Einsatz kommt er in der Industrie, um etwa Metallblöcke zur Weiterverarbeitung auf die erforderliche Temperatur zu erhitzen, ein Sektor, der Unmengen an Energie benötige. "Drei Prozent des weltweiten Stromverbrauchs entfallen darauf, allein in Deutschland 2007 rund 15 Milliarden Kilowattstunden, die Stromproduktion von vier Steinkohlekraftwerken", betonte Brickwedde. Mit dem Einsatz dieser "Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts" lasse sich davon mehr als die Hälfte einsparen. Schon durch den Einsatz eines einzigen derart innovativen Heizers mindere sich auch der Ausstoß von Kohlendioxid um jährlich 600 Tonnen. Gleichzeitig werde durch Anlagen wie diese die Produktivität gesteigert, seien also auch ökonomische Spareffekte die Folge. Brickwedde: "Die beiden Unternehmen haben ein Stück Technikgeschichte geschrieben. Dieses herausragende Beispiel unterstreicht die Innovationskraft des deutschen Mittelstandes und die Kompetenz deutscher Fachkräfte."
Professor Jørgensens Name stehe für Internationalität, Transdisziplinarität und wissenschaftliche Exzellenz in der modernen Umweltforschung. Wenn die elementaren Grundlagen zum Verständnis der großen Kohlenstoff- und Schwefel-Kreisläufe des Meeres heute vorlägen, sei dies maßgeblich auf die bahnbrechenden Arbeiten des Direktors des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie in Bremen zurückzuführen. In der Klimadiskussion und der Berechnung von Klimamodellen spielten die Ergebnisse der Arbeit dieses "intellektuellen Schwergewichts" eine zentrale Rolle. Der in Kopenhagen geborene Experte für marine Biogeochemie und mikrobielle Ökologie sei Wegbereiter der Aufklärung mikrobieller Auf- und Abbauvorgänge im Meeresboden.
Dr. Angelika Zahrnt würdigte Brickwedde als eine Vordenkerin für eine soziale Umwelt-Politik. Im Vorstand des BUND habe sie wie kaum eine andere Persönlichkeit in den Umweltverbänden wegweisende Anstöße für die Nachhaltigkeitsdebatte gegeben. Das Konzept der Öko-Steuer habe die promovierte Volkswirtschaftlerin bereits vor 20 Jahren aufgegriffen, konzeptionell weiterentwickelt und in die politische Debatte gebracht. Maßgeblich habe sie zudem an der Studie "Zukunftsfähiges Deutschland" mitgearbeitet. Brickwedde: "Ein wichtiger Beitrag für die Verankerung der international geführten Nachhaltigkeitsdebatte in Deutschland." Als erste Frau an der Spitze habe sie das Bild des größten deutschen Umweltverbandes bestimmt, 50.000 Mitglieder und Förderer dazu gewonnen und professionelle Strukturen geschaffen, um politisch wirkungsvoller zu sein. Ihr sei eine engere Zusammenarbeit der Umweltschutzverbände mit anderen gesellschaftlichen Institutionen, Unternehmen, Landwirten, Kirchen und Gewerkschaften zu verdanken.
Quelle: DBU - Deutsche Bundesstiftung Umwelt