Deutsch-türkischer Aktivist: Durch türkisches Staudammprojekt droht Vernichtung von Weltkulturerbe
Archivmeldung vom 01.07.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Inbetriebname des Ilisu-Staudamms in der Türkei werde ähnlich viele antike Kulturstätten und Kulturlandschaften vernichten wie der Terror des "Islamischen Staates" (IS) in der Region. Dies erklärt der deutsch-türkische Umweltingenieur Ercan Ayboga in einem Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Donnerstagausgabe). Die Form und die Motivation, die hinter dem Staudamm-Projekt stünden, seien zwar andere als die des IS, "aber das Resultat ist vergleichbar".
Besonders bedroht sei die antike Stat Hasankeyf am Oberlauf des Tigris, so Ayobaga, der der "Initiative zur Rettung von Hasankeyf" angehört. Die Initiative setzt sich dafür ein, dass sowohl die Stadt als auch die südirakischen Sümpfe, die sich aus dem Wasser von Euphrat und Tigris speisen, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt werden. Der Weltkulturerbe-Ausschuss tagt derzeit in Bonn und berät u.a. über die Aufnahme von neuen Kulturstätten in die UNESCO-Liste.
Große Hoffnungen, dass das Vorhaben der Initiative Erfolg haben wird, hat Ayboga allerdings nicht. Die UNESCO könne nur Anträge von Staatsregierungen annehmen. "Die Türkei hat zwar einen Antrag wegen der Stadtmauern von Diyarbakir eingereicht, doch den Antrag für Hasankeyf und den Tigris ignoriert Ankara", so Ayboga. Auch die irakische Regierung setze sich für den Erhalt der mesopotamischen Sümpfe "nicht ernsthaft ein". In der Region würden nicht nur drei Millionen Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren, sondern Hunderte von zum Teil noch nicht ausgegrabene historische Stätten unwiederbringlich verloren gehen.
Der seit Jahrzehnten geplante und zu 85 Prozent fertiggestellte Staudamm ist Teil des Südostanatolienprojekts (GAP), in dem Euphrat und Tigris mehrfach gestaut werden sollen. Sollte er wirklich in Betrieb gehen, würde der Tigris auf einer Länge von 136 Kilometern gestaut werden. 199 Dörfer würden ganz oder teilweise überflutet.
Quelle: neues deutschland (ots)