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Deutscher Limonaden Milliardär verhindert Ölpest in der Karibik

Archivmeldung vom 15.03.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.03.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Yacht GO am Steg in Monaco  Bild: MS Partyboot Deutschland GmbH Fotograf: Captain Franky
Yacht GO am Steg in Monaco Bild: MS Partyboot Deutschland GmbH Fotograf: Captain Franky

Am vergangen Mittwoch den 24. Februar 2021 sorgte der Crash der 77 Meter langen Superyacht GO für Häme und Belustigung bei Pauschaltouristen auf der kleinen Karibikinsel St. Martin, meint Captain Franky aus Frankfurt am Main.

Bisher war die Karibikinsel St. Martin, die in einen französischen und einen holländischen Landesteil getrennt ist, vor allem bekannt bei Flugzeug-Spottern, die einen riskanten Landeanflug ablichten wollen.

St. Martin verfügt über einen Naturhafen in einer Lagune mit einem schmalen Korridor, der nur von den besten Kapitänen befahren werden kann. Kaum eine Hafeneinfahrt hat so viele spektakuläre und teure Yachtunfälle hervorgebracht, wie das Incoming Bridge-Passing in St. Martin. In der Yachting-Szene hingegen löst, laut dem Autor Captain Franky der in der Boots und Yacht-Szene bestens vernetzt ist, der Vorfall Denkanstöße zu Sicherheitsprotokollen, Umweltschutz bei Havarie und Digitalisierung von Yachten aus.

Was war geschehen

Kapitän Simon Johnson im Interview: "Wir haben das Dock eine Stunde vor dem Unfall abgelegt und alle Kontrollen der Systeme nach dem Protokoll durchlaufen. Es gab keine Auffälligkeiten... Dann, als wir ungefähr 50 Meter vom Steg des Yacht Club, St. Martin entfernt waren und in Warteposition still lagen, fuhr die Yacht auf mysteriöse Weise vorwärts. Es gab nichts, was ich tun konnte; Alle Kontrollen auf der Brücke zeigten normale Werte an. Ich habe im Maschinenraum angerufen und dort unten war alles normal. "

Seit dem Unfall steht die Yachting-Szene Kopf, denn die Yacht ist vergangenen Mittwoch unter mysteriösen Umständen - gleich zwei Mal hintereinander in den Yacht Club, St. Martin verunfallt. Kapitän Simon Johnson und seine Crew mussten dabei teilweise gegen das übliche Marine Sicherheitsprotokoll verstoßen, um eine Umwelt-Katastrophe zu verhindern. Der Crash der Superyacht GO, die übrigens einem deutschen Limonaden Milliardär gehört, wurde durch einen Fehler im Rechenzentrum der Yacht ausgelöst.

Während bei einer normalen Yacht Seilzüge von der Brücke in den Maschinenraum und zur Ruderanlage verlaufen, wurde die Superyacht GO durch Digitalisierung auf ein Niveau gebracht, das Puristen von einem schwimmenden Serverraum sprechen lassen. Stapellauf der mit 14 Computern digitalisierten Yacht war im Jahr 2018.

Neuere Yachten verfügen über Touchscreen, Trackball und Joystick und erinnern eher an die Brücke der Enterprise als an ein Schiff. Ein Steuerrad sucht man hier vergebens.

Ursache bei vergleichbaren Szenarien, die einen Ausfall der gesamten digitalen Steuerung verursachten, waren bisher:

  • Vibrationen durch Generatoren und Antriebsaggregate, die eine Platine des Computers lockerten und für reduzierte Rechenleistung sorgten
  • Ein Buskabel, das schlecht verlegt wurde und sich aufgescheuert hatte und in der Folge für ein Falsch-Signal sorgte
  • Überspannung bzw. Unterspannung durch eine defekte Verbraucherbatterie
  • Ausfall der Klimaanlage im Serverraum und dadurch verlängerte Rechnerprozesse
  • Massefehler bei der Stromversorgung

Die Superyacht GO ist so neu, dass sie über keine redundanten Systeme verfügt, die es dem Schiffsführer ermöglichen digitale Systeme manuell oder via klassischer Seilzugsteuerung zu überschreiben, meint Captain Franky. Die Folgen der hohen Digitalisierung der Superyacht waren am vergangenen Dienstag zu beobachten. Die Superyacht GO steuerte im Standgas bei rund 1.200 Umdrehungen/ Min auf den Yacht Club von St. Martin zu und ignorierte jegliche Befehle der Kommandobrücke.

Eingabebefehle auf dem Touchscreen oder Manövrieren per Trackball und Joystick - Fehlanzeige - jeder Versuch auf die Ruderblätter oder Motordrehzahl einzuwirken blieben erfolglos. Das Sicherheitsprotokoll einer Seemannschaft sieht bei solchen Szenarien im Standard vor, den Schiffskörper durch ablassen der Ankerkette zu sichern. Kapitän Johnson hatte sich jedoch anders entschieden.

Der äußerst routinierte Kapitän mit Yachtmaster-Zertifikat hat binnen Sekunden ausgerechnet, dass die Ankerkette und der Anker rund 30 Meter Wegstrecke benötigen, um zu greifen, eine Kollision jedoch in 13 Sekunden bevorsteht. Ferner hätte die Ankerkette die Yacht am Bug beschädigen können und schlimmstenfalls hätten Seitenkräfte den Schiffskörper auf die felsigen Wellenbrecher der Uferbefestigung drücken können. Eine Perforation der Aussenhülle oder des mit 160.000 Litern beladenen Dieseltank wären die Folge gewesen.

Um einen Umweltschaden zu vermeiden, Bergungskosten und Reparaturkosten möglichst gering zu halten, hat Kapitän Simon Johnson die Superyacht GO mit dem Bugstrahlruder in Richtung des St. Martin´s Yacht Club bugsiert - was so kühn ist - als würde das A-Team einen Panzer versuchen zu fliegen! Für die internationale Yachting-Szene vorbildlich, war vor allem die Kommunikation der Crew untereinander sowie die Sicherheitsanweisung die vom Vordeck aus, an schaulustige Passanten am Ufer ausgegeben wurden.

Kurios und unvergleichbar in der Geschichte von Yacht-Unfällen ist, dass sich der Unfall gleich zweimal im Abstand von wenigen Minuten hintereinander abspielte. Ein Déjà-vu für die Crew und Schaulustige, das seinesgleichen sucht. Die vermeintliche Ursache: Kaum hatte das Rechenzentrum der Superyacht seine Befehle im Batchverfahren abgearbeitet, waren die ausstehenden Befehle "Stop", "Rück", "Vor" welche im Zwischenspeicher abgelegt waren dran und wurden der Reihe nach ausgeführt. Ein Überschreiben der Befehle war nicht möglich. Jeder der schon mal ein Drucker anhalten wollte, kennt das Problem.

Inzwischen ist die Kommission für Schiffsunfälle Marine Accident Investigation Branch (MAIB), die Versicherung Lyods Insurers, Techniker des Motorenbauers und Steuerungssoftware sowie Gutachter vor Ort, um die genaueren Umstände zu untersuchen und die Schäden zu dokumentieren. Derzeit liegt die Superyacht zur Tagesrate von 2.750 US$ im Tropensturm-sicheren Hafen Ile de Sol Marina, St. Martin bis der Schiffsversicherer Lloyds Insurers eine Freigabe der Reparaturen und ein Funktionstest mit Stresstest aller Systeme vollzogen hat, damit weiterhin Versicherungsschutz gewährleistet ist.

Es bleibt gänzlich abzuwarten, ob die Experten vor Ort verwertbare Hinweise auf die Fehlerquelle liefern können, insbesondere wenn der Fehler nicht reproduzierbar ist. Eine digitale Fehlerdiagnose kommt vermutlich eher nicht in Frage, denn die Sensorik hat bereits während der Fehlfunktion keinen Alarm auf der Brücke der GO ausgelöst.

Fazit: Der Vorfall sorgt für ein Umdenken von Yachteignern und bringt Schiffsdesigner und Kapitäne an einen Tisch. Ein bedingungsloses Vertrauen in die Digitalisierung von Wasserfahrzeugen wird kritisch hinterfragt. Der Vorfall der Superyacht GO hat aber vor allem zur dauerhaften Folge, dass zukünftige Umweltkatastrophen durch Computerpannen auf allen Schiffstypen vermieden werden, laut Captain Franky.

Quelle: MS Partyboot Deutschland GmbH (ots)

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