WWF warnt vor Panikmache vor der Heimkehr der Wölfe
Archivmeldung vom 06.09.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBayern hat wieder einen Wolf. Seit mehreren Monaten durchstreift ein einzelnes Tier das österreichisch-bayerische Grenzgebiet. Der WWF freut sich über die Rückkehr von „Isegrimm“ und fordert einen gelassenen Umgang mit den Tieren. Wichtig sei die Information der Bevölkerung.
"Die Menschen in Deutschland müssen erst wieder lernen, mit Beutegreifern wie Wolf und Bär zu leben", betont Volker Homes, Leiter des Bereichs Artenschutz beim WWF Deutschland. "Panische Forderungen nach einem Abschuss des Tieres sind völlig unangebracht. Natürlich sind Wölfe keine Vegetarier, Risse von Rehen oder Hirschen sind völlig normal und für ein gesundes Ökosystem wichtig" so Homes.
Die während der diesjährigen Almsaison in Bayern verletzt oder tot aufgefundenen Nutztiere gehen nur teilweise auf das Konto des Wolfes – Verluste durch Abstürze oder extreme Wetterbedingungen seien in den Bergen nichts Außergewöhnliches. Dennoch muss sich Bayern auf Konflikte, beispielsweise mit Schafs- und Ziegenhaltern, einstellen. Zu diesem Zweck gibt es einen Managementplan, der unter anderem Entschädigungen und Vorsorgemaßnahmen regelt.
Kaum eine Art wird so argwöhnisch beobachtet wie der Wolf. Doch die vielerorts tief verwurzelte Angst ist unbegründet. Das Norwegische Institut für Naturforschung hat die zugänglichen Daten der letzten 150 Jahre über Wolfsangriffe auf Menschen in ganz Europa ausgewertet. Demnach gab es bei den etwa 10.000 bis 20.000 in Europa lebenden Wölfen in den letzten 50 Jahren nur insgesamt neun tödliche Angriffe auf Menschen. Davon gingen fünf auf das Konto von tollwütigen Wölfen. In den USA, ein Land mit immerhin etwa 60.000 Wölfen wurde seit 50 Jahren nur 2 tödlicher Wolfsangriff gemeldet. Zum Vergleich: allein in Deutschland sterben jedes Jahr rund 40 Menschen an den Folgen von Bienen- und Wespenstichen.
Auch in Bayern besteht kein Grund zur Beunruhigung. Der WWF gibt Verhaltensregeln für den Umgang mit den Waldbewohnern. Wer tatsächlich auf einem Spaziergang oder beim Joggen einem Wolf begegnet, sollte sich ruhig verhalten und dem Tier die Möglichkeit geben, sich zurückzuziehen. Um das Tier zu vertreiben, reicht es in der Regel, laut in die Hände zu klatschen. Jungtieren, die wie junge Hunde oft neugierig sind, laufen manchmal Spaziergängern nach. Auch hier genügt die laute Ansprache oder das Werfen von Steinen oder Stöcken, um einen jungen Wolf in die Flucht zu schlagen.
„Auf keinen Fall solle man versuchen, einen Wolf anzufassen oder zu streicheln“, warnt Volker Homes. „Auch das Füttern der wilden Tiere ist ein absolutes Tabu. Viele Zwischenfälle sind erst entstanden, weil die Wölfe von Menschen angefüttert wurden und so ihre natürliche Scheu verloren haben“, so Homes.
Quelle: WWF