Deutschland verfehlt EU-Grenzwerte beim Ammoniak-Ausstoß deutlich
Archivmeldung vom 30.06.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach dem Nitrat-Urteil droht Deutschland bereits der nächste Umweltärger mit der EU-Kommission. Wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet, gelangt hierzulande deutlich zu viel schädliches Ammoniak in die Umwelt. Das Blatt beruft sich dabei auf eine Antwort des Bundesagrarministeriums auf Anfrage der FDP-Fraktion. Demnach lag der errechnete Ausstoß 2016 bei 662000 Tonnen. Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte: "Deutschland hat Maßnahmen zur Reduzierung der Ammoniakemission angekündigt, die jedoch bisher nicht zu einem Rückgang der gemeldeten Gesamtemissionen geführt haben."
2015 lagen die Emissionen bei 670.000 Tonnen und damit 38 Prozent über dem Grenzwert. Die Europäische Umweltagentur wertet laut Kommission derzeit die 2016er-Werte genauer aus. Fest steht aber bereits, dass Deutschland neben vier anderen EU-Staaten erneut zu viel Ammoniak ausgestoßen hat. Gelingt es nicht, die Emissionen zu senken, könnte der Bundesrepublik ein Vertragsverletzungsverfahren drohen. Auf Nachfrage bei der Kommission hieß es dazu laut "NOZ" nur: "Wir spekulieren nicht."
Nach Angaben Bundesregierung stammt das Ammoniak zu etwa 95 Prozent aus der Landwirtschaft. Es gelangt über die Stallluft oder über Gülle und Gärreste in die Umwelt und gefährdet hier Ökosysteme. Der Bundestag hatte kürzlich eine Verordnung erlassen, die eine Senkung von 29 Prozent im Vergleich zum Wert von 2005 vorschreibt, nach jetzigem Stand also auf unter 444.000 Tonnen. FDP-Abgeordneter Karlheinz Busen sagte: "Die Vorgaben werden viele ehrbare Landwirte ruinieren."
Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) sprach unterdessen von einer "großen, aber auch notwendigen Aufgabe". Die Bundesregierung müsse zügig Gegenmaßnahmen umsetzen. "Am Ende zeigt uns auch dieses Problem, dass wir nicht darum herum komme werden, uns die Frage zu stellen, in welchem Umfang Tierhaltung in Deutschland möglich ist, ohne die Umwelt über Gebühr zu belasten", sagte der Bundesvorsitzende der Grünen. Udo Hemmerling, Vize-Generalsekretär des Bauernverbandes, warnte: "Es muss vermieden werden, dass die vorgesehenen Reduktionsziele den Strukturwandel in der Landwirtschaft beschleunigen und zur Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland führen."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)