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Industrie pfeift auf nachhaltiges Palmöl

Archivmeldung vom 12.05.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.05.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Gerodeter Regenwald für Palmölplantage, Elfenbeinküste. Bild: Hartmut Jungius / WWF-Canon
Gerodeter Regenwald für Palmölplantage, Elfenbeinküste. Bild: Hartmut Jungius / WWF-Canon

Die Palmöl verarbeitenden Unternehmen zeigen bislang kein Interesse an nachhaltig produziertem Palmöl. Von den derzeit verfügbaren 1,3 Millionen Tonnen Palmöl, die nach den Prinzipien und Kriterien des Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl (RSPO) produziert wurden, sind bisher nur 15.000 Tonnen (etwas mehr als ein Prozent) verkauft worden. Dies belegen Erhebungen des WWF.

“Es ist ein Skandal, dass die Industrie das nachhaltige Palmöl ignoriert”, sagt Martina Fleckenstein, Leiterin Agrarpolitik beim WWF Deutschland. „Anscheinend haben die Konzerne bislang lediglich Lippenbekenntnisse abgelegt und in Wahrheit kein ehrliches Interesse daran, die Lebensraumzerstörung durch Palmöl-Anbau zu stoppen“.  

Um Transparenz vor allem für die Verbraucher herzustellen, wird der WWF in den kommenden sechs Monaten die Einkaufspolitik der größten Palmöl verarbeitenden Unternehmen weltweit bewerten und als Ranking veröffentlichen. “Die Verbraucher haben ein Recht zu erfahren, welche Unternehmen weiter auf Regenwaldzerstörung setzen, obwohl es eine nachhaltigere Alternative gibt”, so Fleckenstein. Zu mehr Transparenz könnte nach Ansicht des WWF auch eine explizite Kennzeichnung der verwendeten Pflanzenöle auf den Produkten beitragen.  

Palmöl ist einer der wichtigsten Rohstoffe für die Produktion vieler Alltagsprodukte, darunter Margarine, Schokolade, Shampoo und Fertigbackwaren wie Pizza. Zunehmend wird es auch zu energetischen Zwecken (Strom- und Biodieselproduktion) verwendet. Weltweit werden jährlich über 43 Millionen Tonnen Palmöl produziert. Europa ist nach China und Indien der drittgrößte Importeur des Rohstoffs. Für den Anbau von Palmöl werden vor allem in Südostasien, jedoch auch verstärkt in Südamerika, riesige tropische Waldflächen gerodet und damit Lebensraum für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten vernichtet. Hinzu kommen Umwelt- und Gesundheitsbelastungen im Anbau, etwa durch den Einsatz von Pestiziden.  

Seit November 2008 ist das erste als nachhaltig zertifizierte Palmöl auf dem Markt, bislang rund 1,3 Millionen Tonnen. Zertifiziert wurde es vom so genannten Runden Tisch für Nachhaltiges Palmöl (RSPO). Dieser Zusammenschluss von Palmölproduzenten, Umweltorganisationen und Palmölindustrie hat seit 2002 Umwelt- und Sozialstandards erarbeitet, die für nachhaltiges Palmöl mindestens erreicht werden müssen, und die kontinuierlich verschärft werden sollen. Der WWF ist Gründnungsmitglied des RSPO, der inzwischen über 300 Mitglieder hat.  Vorreiter in Deutschland bei der Verwendung nachhaltig gewonnenen Palmöls ist die Firma Henkel, die bereits seit letztem Jahr auf zertifiziertes Palmkernöl umstellt.  

Der WWF fordert alle Unternehmen der Palmöl-Industrie auf, sich öffentlich zum Kauf von nachhaltigem Palmöl zu verpflichten. Hierzu sollten die Unternehmen schnellst möglich einen Fahrplan mit klar formulierten Etappenzielen aufstellen, an denen sie sich auch öffentlich messen lassen müssten, so der WWF. „Es kann nicht angehen, dass die Produzenten, die sich für eine Zertifizierung entschiedenen haben, jetzt keine Käufer finden, so Martina Fleckenstein.

Quelle: WWF

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