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Unterwasserwelt im Wattenmeer fast schutzlos

Archivmeldung vom 26.08.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Hans Ulrich Roesner / WWF
Bild: Hans Ulrich Roesner / WWF

Anlässlich des gestrigen Wattenmeertages in Wilhelmshaven kritisiert der WWF, dass die Unterwasserwelt des Wattenmeeres immer noch kaum geschützt sei. Obwohl das Gebiet seit rund 25 Jahren Nationalpark ist mit dem ausdrücklichen Ziel, eine ungestörte Entwicklung der Natur zu ermöglichen, wird die Fischerei als größter Eingriff in die Unterwasserwelt des Wattenmeeres kaum beschränkt. Auch für die Fischerei selbst sei dies fragwürdig, denn in den flachen Meeresgebieten des Wattenmeeres wachsen viele Jungfische von Arten heran, die eine wichtige Grundlage für die Fischerei in der Nordsee sind, aber teilweise als Beifang schon im Wattenmeer abgefischt werden.

Gestern kamen beim „Wattenmeertag 2011“ rund 75 Wissenschaftler, Behördenvertreter und Verbandsvertreter aus Deutschland, den Niederlanden und Dänemark zusammen, um die aktuelle Situation des Schutzes der Fische im Wattenmeer zu besprechen. Der WWF erwartete von der Tagung klare Impulse: „Zu der Natur eines Schutzgebietes gehört auch, was man nicht sofort sehen kann, wie die Unterwasserwelt mit ihren Fischen und der Meeresboden“, sagt Hans-Ulrich Rösner, Wattenmeer-Experte beim WWF. „In den Nationalparken müssen endlich auch alle natürlich vorkommenden Fischarten wie Rochen, kleine Haie und Störe sowie die wertvollen Riffstrukturen, wie sie von Miesmuscheln und einer Wurmart gebildet werden, wirksam geschützt werden.“

Derzeit ist die Fischerei im Wattenmeer nach Einschätzung des WWF noch nicht naturverträglich: So ist allein die Krabbenfischerei mit über 300 Kuttern in Deutschland, Dänemark und den Niederlanden unterwegs. Sie müsse sich stärker auf die Bereiche auf der Seeseite der Inseln verlegen statt im geschützten Wattenmeer zu fischen, wo zuviel Beifang an Jungfischen und zahlreichen anderen Tieren anfällt und der Meeresboden beeinträchtigt wird. Auch müsse die Kutterflotte viel kleiner werden, damit diese Fischerei naturverträglich wird und nicht ständig mehr fischt, als der Markt überhaupt aufnehmen kann.

Auch die Miesmuschel-Fischerei müsse noch viel tun. Ein großer Teil der natürlichen Muschelbänke, die zugleich Riffe sind, müssen aus Sicht des WWF völlig in Ruhe gelassen werden. Importe von Miesmuscheln aus anderen Ländern, mit denen künstliche Muschelflächen im Watt gefüllt werden, müssen gestoppt werden. Dieser Import ist laut WWF mit erheblichen Risiken verbunden, denn in Begleitung der Muscheln reisen andere Arten mit: Sie haften an ihnen, schwimmen als Larven im Begleitwasser, oder leben als Parasiten in den Muscheln. Stets sind darunter gebietsfremde Arten, die so mit unabsehbaren ökologischen Folgen in neue, von ihnen noch nicht besiedelte Gebiete eingeschleppt werden können.

Der WWF erwartet von den Wattenmeerstaaten, dass sie ihrem erklärten Ziel, das Wattenmeer zu schützen, durch bessere fischereiliche Regelungen gerecht werden. Wichtig sei daneben aber auch ein nachhaltiger Betrieb der Fischerei selbst, der durch den MSC zertifiziert werden kann. Die Krabbenfischerei und Teile der Muschelfischerei haben ein solches Verfahren begonnen: „Dieser Weg der Fischer ist unterstützenswert - er bedeutet aber auch, dass die Fischerei selbst sich stark verändern muss, möchte sie ein glaubwürdiges MSC-Siegel erhalten“, sagt Rösner.

Quelle: WWF (ots)

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