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"FINO 3": Windkraftforschung gefährdet Kinderstube der Schweinswale

Archivmeldung vom 30.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Am 30. Juli 2008 wird 80 km westlich von Sylt der 73 m lange und 4,7 m breite Fundamentpfahl der schleswig-holsteinischen Forschungsplattform „FINO 3“ rund 30 m tief in den Meeresgrund gerammt. Durch extrem laute Schallemissionen ins Meer können jedoch die dort lebenden Schweinswale massiv gestört und aus ihrem angestammten Lebensraum vertrieben werden.

Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD), Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) und NABU Schleswig-Holstein befürchten negative Folgen für die bedeutende Schweinswal-Kinderstube vor Sylt. Da der Nutzen von „FINO 3“ zweifelhaft ist, halten die Naturschutzverbände das Projekt für überflüssig.

Mit etwa 4 bis 5 Schweinswalen pro km² haben Wissenschaftler der Kieler Universität um den Standort von FINO 3 herum die höchsten Schweinswaldichten deutscher Meeresgebiete bestimmt. Hier liegt der wichtigste deutsche sommerliche Schweinswallebensraum. Ausgerechnet in diesem Gebiet und ausgerechnet zur Zeit der Jungenaufzucht zu bauen, widerspricht dabei nach Auffassung der Verbände allen öffentlichen Bekenntnissen der Bundesregierung zum Walschutz.

Schweinswale bekommen in der Nordsee zwischen Anfang Juni und Mitte Juli ihre Jungen. Die bei Bauarbeiten auftretenden Schalldrücke sind trotz vorgesehener Schallschutzmaßnahmen mit Schalldrücken von 225 dB extrem laut. Ein derart intensiver Lärm wird alle Schweinswale aus einem Gebiet von der Größe des schleswig-holsteinischen Wattenmeer-Nationalparks vertreiben, befürchten die Sprecher der Umweltorganisationen.

"Schweinswal-Kälber sind nun etwa vier bis acht Wochen alt. Sie schwimmen deutlich langsamer als ihre Mütter, was beim durch die Rammarbeiten ausgelösten Fluchtverhalten die Gefahr birgt, dass Kälber von ihren Müttern getrennt werden und sterben“, erklärt Petra Deimer, Meeresbiologin der GSM.

Beim Bau von Offshore-Windenergieanlagen, die ebenfalls im Impulsrammverfahren im Meeresboden verankert werden, fordert das Umweltbundesamt UBA für Gebiete mit hoher Bedeutung für Geburt und Aufzucht von Schweinswalen, in den Monaten April bis August keine lärmintensiven Arbeiten durchzuführen. Diese Auflage floss bislang auch in viele Genehmigungen für deutsche Windparks ein.

„Warum ausgerechnet FINO 3 als öffentlich gefördertes Windkraft-Forschungsprojekt von dieser Praxis abweicht, ist nicht nachvollziehbar“, erklärt der Biologe Ulrich Karlowski von der GRD. "Vom Bundesumweltministerium werden wortreiche Konferenzen über Klima- und Artenschutz veranstaltet, wenn es aber darum geht, wirkungsvolle Schutzmaßnahmen vor Ort umzusetzen und die Empfehlungen von Experten zu berücksichtigen, stellt sich Umweltminister Gabriel taub".

Hermann Schultz, Vorsitzender des NABU Schleswig-Holstein, ergänzt: „Aus Erfahrungen mit den deutschen Forschungsplattformen FINO 1 und 2 wissen wir auch, dass an den Masten viele Vögel durch Kollision ums Leben kommen können. Man muss sich fragen, ob der geringe zusätzliche Erkenntnisgewinn durch eine weitere Plattform so groß ist, dass er die offensichtlichen massiven Beeinträchtigungen für die Natur rechtfertigt.“

Quelle: GRD

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