Malta: Schüsse auf deutsche Vogelschützer
Archivmeldung vom 19.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWeil sie den Abschuss bedrohter Zugvögel auf Malta verhindern wollten, sind deutsche Vogelschützer heute selber von Jägern beschossen worden.
Wie das Bonner Komitee gegen den Vogelmord mitteilt, hätten Jäger
gegen 7 Uhr morgens versucht, Mitarbeiter des Verbandes im Bereich
Dingli Cliffs mit einer direkten Schrotsalve aus ihrem Revier zu
vertreiben. "Zwei unserer Aktivisten wurden von zahlreichen
Bleikügelchen am Rücken getroffen, die jedoch nicht in den Körper
eingedrungen sind. Glücklicherweise wurden beide nur leicht
verletzt", bestätigt Komiteesprecher Axel Hirschfeld. Der Schütze
konnte von der Polizei ermittelt werden und wird zur Zeit noch
vernommen. Hirschfeld: "Die Wilderer sind durch unsere Anwesenheit
total verunsichert und verlieren zunehmend die Nerven". Erst gestern
hätten Jäger den Wagen eines Einsatzteams mit Steinen beworfen und in
einem anderen Fall eine Straße blockiert, um die Durchfahrt der
Vogelschützer zu verhindern.
Nach Angaben des Komitees haben die Teilnehmer des
Vogelschutzcamps seit Samstag insgesamt 25 einzelne Zwischenfälle an
die Umweltpolizei A.L.E. gemeldet. Die Skala der beobachteten
Verstöße reicht von illegaler Jagd in der Nacht über die Verwendung
illegaler Lockvögel bis hin zum gezielten Beschuss ziehender
Greifvögel durch mehrere Täter.
"Die Dreistigkeit und Offenheit, mit der viele Jäger gegen das
Gesetz verstoßen, zeugt von einem ungeheuren Maß an krimineller
Energie", berichtet Komiteepräsident Heinz Schwarze. So wurde am
Samstagmorgen um 7 Uhr von Komitee-Aktivisten der Abschuss einer
Rohrweihe in der Gemeinde Manikat beobachtet. Im selben Bereich wurde
einen Tag später vor den Augen der Vogelschützer ein diesjähriger
Wespenbussard vom Himmel geholt. Schwarze: "Der Abschuss erfolgte
exakt um 6 Uhr 57, nur wenige Minuten, nachdem eine mobile Patrouille
der A.L.E. ihren Standort am Ghajn Znuber Tower verlassen hatte. Als
der Greifvogel fiel, rannten unsere Leute auf den Jäger zu, um ihn
später als Täter identifizieren zu können." Als der die mit
Videokameras ausgerüsteten Vogelschützer erkannte, suchte er sein
Heil in der Flucht, wobei er den abgeschossenen Vogel und seine
gesamte Ausrüstung an seinem Ansitz zurückließ. Vogel und ca. 50
Schuss Munition wurden anschließend von A.L.E.-Personal
sichergestellt und weitere Ermittlungen eingeleitet.
Auch im Bereich Buskett Gardens, dem wichtigsten Schlafplatz für
ziehende Greifvögel auf Malta, zählten die Teams in den letzten drei
Tagen zahlreiche Schüsse, als die dort rastenden Rohrweihen,
Wespenbussarde, Baum- und Eleonorenfalken morgens das Waldgebiet
verlassen wollten. Insbesondere am Montagmorgen, so berichten die
Naturschützer, hätten Jäger ein regelrechtes Sperrfeuer auf die
gefiederten Seltenheiten eröffnet.
Wie das Komitee weiter mitteilt, werden die 22 deutschen, italienischen und britischen Aktivisten der Gruppe noch bis Sonntag im Einsatz sein.
Quelle: Pressemitteilung Komitee gegen den Vogelmord e.V.,