Riesiges Gebiet im Amazonas-Urwald geschützt
Archivmeldung vom 15.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGreenpeace begrüßt die Einrichtung weiterer Schutzgebiete im brasilianischen Amazonas-Urwald. Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat in der vergangenen Nacht per Gesetz Schutzgebiete im Bundesstaat Pará, im Nordosten Brasiliens, durchgesetzt. Die Schutzgebiete, die Greenpeace immer wieder eingefordert hatte, umfassen insgesamt eine Fläche von 6,4 Millionen Hektar.
Das entspricht über dreimal der Fläche Hessens.
Erst vorige Woche konnte Greenpeace den Schutz von 1,8 Millionen
Hektar im "Regenwald des Großen Bären" an der kanadischen Westküste
feiern.
"Wir freuen uns riesig über die neuen Schutzgebiete", sagt Martin
Kaiser, Waldexperte bei Greenpeace. "Doch der Amazonas-Urwald braucht
eine richtige 'Green Wall', einen Wall aus Wald-Schutzgebieten, um
langfristig erhalten zu bleiben. Neben den Holzfällern sind es immer
mehr Agrarfirmen, die in den Amazonas-Urwald eindringen und ihn
abbrennen. Dort bauen sie vor allem Soja an, das wir in Europa an
Schweine verfüttern, damit wir mehr Fleisch essen können. Wir essen
Amazonien auf. Das muss der Grüne Schutzwall verhindern."
Die Entscheidung von Lula beinhaltet drei verschiedene Arten von
Schutzgebieten: 1,6 Millionen Hektar werden dauerhaft geschützt. Dort
dürfen keine Bäume abgesägt oder verbrannt werden. Auf weiteren 2,8
Millionen Hektar soll die Waldnutzung zwar erlaubt sein, aber nur mit
ökologischen und sozialen Auflagen. Für zwei Millionen Hektar sollen
klare Nutzungsvorgaben zum langfristigen Erhalt des Waldes beitragen.
Doch das reicht nicht aus, da jedes Jahr weltweit etwa 15
Millionen Hektar Urwald vernichtet werden. Um die letzten Urwälder
der Erde zu retten, fordert Greenpeace ein weltweites Netz von
Schutzgebieten. Deren Einrichtung muss die UN-Konvention über
Biologische Vielfalt (CBD) beschleunigen, die das nächste Mal vom
20.-31. März 2006 im brasilianischen Curitiba tagt.
Erst am vergangenen Sonntag hat Greenpeace zusammen mit Tausenden
Einwohnern in Anapú im Bundesstaat Pará des Todes der US-Nonne Sister
Dorothy gedacht. Sie wurde am 12. Februar 2005 im brasilianischen
Bundesstaat Pará im Alter von 73 Jahren ermordet, weil sie sich seit
Jahrzehnten entschieden gegen Urwaldzerstörung und für die
Menschenrechte eingesetzt hatte. Kurz nach ihrem Tod hatte Lula
damals das Schutzgebiet "Verde para sempre" (Für immer grün) im
Bundesstaat Pará ausgerufen. Bis heute warten die Einwohner jedoch
vergeblich darauf, dass es auch wirklich eingerichtet wird. "Lula
muss dafür sorgen, dass Schutzgebiete mehr sind als 'Papierparks',
damit die Urwälder und die Menschen davon profitieren", sagt Martin
Kaiser.
"Traurig ist, dass das neue Schutzgebiet indirekt den illegal
gebauten Hafen in Santarém stärkt", sagt Martin Kaiser. Denn im
Rahmen der Einrichtung der neuen Schutzgebiete droht, dass die
angrenzende Bundesstraße BR-163 geteert wird. Dadurch soll sie auch
außerhalb der Regenzeit befahrbar werden. Die Folge: Soja-Produzenten
können ganzjährig Soja nach Santarém transportieren und dort nach
Asien oder Europa verschiffen. Seither hat die Anbaufläche von Soja
im Amazonas massiv zugenommen.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.