Mini-Kunststoffkugeln statt Chemie: Kläranlagen umweltschonend sauber
Archivmeldung vom 26.06.2009
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Freigeschaltet durch HBWasser gehört zu den wertvollsten Ressourcen unseres Planeten. Deshalb werden kommunale und industrielle Abwässer aufwändig gereinigt. In modernen Kläranlagen geschieht das biologisch und mit einer speziellen Membrantechnologie. Doch die Membranen, viele dünne Kunststoffbahnen, die Bakterien und Viren sowie andere gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe aus dem Abwasser herausfiltern, verschmutzen und müssen chemisch gereinigt werden.
Das belastet die Umwelt. An der Kläranlage Eversburg in Osnabrück will die Fachhochschule (FH) Osnabrück gemeinsam mit der Firma Microdyn-Nadir (Wiesbaden) nun in der Praxis erproben und optimieren, was sie in der Theorie bereits entwickelt hat: Durch den Einsatz von Kunststoffgranulaten sollen die Membrane ohne umweltgefährdende Chemikalien gereinigt werden, ohne dass die teuren Membrane zu schnell verschleißen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt mit rund 440.000 Euro.
Ablagerungen auf den Membranen behindern Reinigung
Bei der Übergabe des Bewilligungsschreibens durch DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde wies heute Frank Peter Helmus,
Professor für Mechanische Verfahrenstechnik und Anlagenplanung der FH
Osnabrück, darauf hin, dass die Ablagerungen auf den Membranen den
Reinigungsprozess massiv behinderten. Um diesem „Fouling“ zu begegnen,
seien regelmäßige Reinigungsmaßnahmen erforderlich. Dabei würden
typischerweise Chemikalien eingesetzt, deren Umweltgefährdungspotenzial
sehr hoch sei.
Kunststoffgranulate strömen an Membranen entlang, reinigen sie und ersetzen Chemie
Genau
hier setze das Forschungsvorhaben an: Durch den Einsatz der so
genannten Wirbelschichttechnologie solle der Einsatz umweltgefährdender
Chemikalien überflüssig gemacht werden. Dabei werde das Fouling durch
Kunststoffgranulate, die immer wieder an der Membranoberfläche
entlangströmen, ständig beseitigt. Die FH Osnabrück habe im Rahmen
ihrer Forschungsarbeit die prinzipielle Machbarkeit dieser neuen
Technologie nachgewiesen. Wobei es auch hier zurzeit noch einen Haken
gebe: Je stärker man mit den Kunststoffgranulaten reinige, umso
schneller verschlissen die empfindlichen und auch teuren Membrane.
„Zusammen mit der Firma Microdyn-Nadir arbeiten wir an einer
Technologie, die einen langfristig chemikalienfreien Betrieb von
Membranbioreaktoren in Kläranlagen zulässt. Die Förderung durch die DBU
und die Möglichkeit, unsere Forschungsanlage an der Kläranlage
Eversburg der Stadtwerke Osnabrück aufstellen
und betreiben zu dürfen, sind für unsere Forschung ein Meilenstein. Es
ermöglicht uns, die entwickelte Methode unter realen Bedingungen in der
Praxis zu untersuchen und zu optimieren“, erklärte Helmus.
Erfolgreiche Zusamemnarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft
Sandra Rosenberger, Professorin für Nachhaltige Energietechnik,
betonte: „Der chemikalienfreie Betrieb von Kläranlagen mit
Membranbioreaktoren soll nicht nur für neue Anlagen möglich sein. Durch
die Einfachheit der neuen Wirbelschicht-Technologie soll die
Übertragung auch auf bereits bestehende Anlagen mit nur geringfügigen
Veränderungen möglich werden.“ Hier erweise sich die Kooperation mit
Microdyn-Nadir als besonders vorteilhaft, da das Unternehmen über
langjährige Erfahrungen in Membrantrennverfahren verfüge. Rosenberger:
„Fachhochschule und Unternehmen halten dieses Projekt für das Modell
von einer gelungenen Partnerschaft.“
Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)