ROBIN WOOD fordert: AKW Brunsbüttel sofort stilllegen!
Archivmeldung vom 06.03.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittROBIN WOOD-AktivistInnen sind heute in der Hamburger Innenstadt dem Energiekonzern Vattenfall "aufs Dach" gestiegen und haben ein Transparent mit der Aufschrift "Noch mehr Störfälle?" an die Fassade des Kundenzentrums in der Spitaler Straße gehängt. Andere verteilten Flyer, in denen die Kundinnen des Konzerns aufgefordert werden, zu einem Ökostromanbieter zu wechseln.
Die Proteste richten sich gegen den
heute von Vattenfall beim Bundesumweltminister gestellten Antrag, den
maroden Meiler Brunsbüttel - noch länger als im Atomgesetz vorgesehen -
am Netz zu lassen. Dadurch würde der längst überfällige Atomausstieg in
noch weitere Ferne rücken. ROBIN WOOD fordert Bundesumweltminister
Sigmar Gabriel auf, den Antrag von Vattenfall abzulehnen.
Der Schrottreaktor im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel wird
voraussichtlich bis spätestens zum Jahr 2009 die gesetzlich geregelte
Reststrom-Menge erzeugt haben und muss dann abgeschaltet werden. Das
will Vattenfall verhindern und hat daher jetzt beim
Bundesumweltminister beantragt, 15 Milliarden Kilowattstunden aus dem
Stromkontingent des Meilers Mülheim-Kärlich auf den Alt-Reaktor zu
übertragen und so dessen Laufzeit bis zum Jahr 2011 zu verlängern. Das
AKW Mülheim-Kärlich war in den achtziger Jahren nur rund ein Jahr in
Betrieb gewesen.
Vattenfall behauptet, die Verlängerung der Laufzeit des Reaktors in
Brunsbüttel diene dem Klimaschutz. Dazu Bettina Dannheim,
Energiereferentin von ROBIN WOOD: "Vattenfall spielt sich als
Klimaschützer auf. Dabei blockiert der Konzern durch sein Festhalten an
Kohle und Atom die Wende hin zu einer klimafreundlichen und sicheren
Versorgung mit erneuerbaren Energien. In Hamburg-Moorburg, Berlin und
in der Lausitz plant Vattenfall neue Kohlekraftwerke, die das Klima die
nächsten 40 Jahre massiv und unnötig belasten würden.
Vattenfall geht
es nicht um Klimaschutz, sondern um zusätzliche Gewinne aus einem
alten, abgeschriebenen Atommeiler. Wer anderes glaubt, ist naiv."
Vattenfall stellte diesen Antrag jetzt, obwohl der Konzern zurzeit so
massiv in der Kritik steht wie nie zuvor. Nach der Beinahe-Katastrophe
im ebenfalls von Vattenfall betriebenen schwedischen Meiler Forsmark im
Sommer vergangenen Jahres kamen scheibchenweise immer mehr
Informationen ans Licht, die den Verfall der Sicherheitskultur bei
Vattenfall belegen. So war der Reaktor Forsmark 1 sieben Monate mit
einer defekten Gummidichtung gelaufen, weil Proben verschlampt, statt
ins Labor geschickt worden waren. Berichte über alkoholisierte
Mitarbeiter und eine hohe Unfallhäufigkeit schreckten sogar die
Staatsanwaltschaft auf, die Ermittlungen gegen Vattenfall einleitete.
Auch in Deutschland setzt der Konzern auf Verheimlichen und Vertuschen.
So liegt im schleswig-holsteinischen Sozialministerium eine Liste mit
"Schwachstellen" des AKWs Brunsbüttel, deren Herausgabe Vattenfall mit
einer Klage zu verzögern sucht.
"Vattenfall erwartet, dass die Öffentlichkeit dem Konzern blind vertraut. Doch zahlreiche Störfälle und die Vertuschungspraxis bei Vattenfall belegen, dass diesem Betreiber die gesetzliche geforderte Zuverlässigkeit fehlt. Er missachtet grundlegende Sicherheitsvorschriften", sagt Bettina Dannheim, Energiereferentin bei ROBIN WOOD. "Dass Vattenfall jetzt nach dieser Serie von Horrormeldungen auch noch die Laufzeit des Schrott-Reaktors Brunsbüttel verlängern will, ist dreist und gefährlich. Jeder Tag, den der Schrott-Reaktor länger am Netz bleibt, ist ein Tag zuviel."
Das AKW Brunsbüttel ist einer der ältesten noch in Deutschland
betriebenen Siedewasser-Reaktoren. Er stand infolge einer Reihe von
Pannen und Störfällen so lange still wie kein anderer Reaktor in
Deutschland. Eine Wasserstoffexplosion in unmittelbarer Nähe zum
Reaktorkern hätte im Jahr 2001 fast zu einer Katastrophe geführt.
Quelle: Pressemitteilung Robin Wood