NRW: Tausende zahme Zuchtenten für die Jagd ausgesetzt
Archivmeldung vom 12.09.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJäger haben am Niederrhein und im Münsterland mehrere Tausend zahme Enten ausgesetzt, um die Tiere in der am kommenden Montag beginnenden Jagdsaison zu erlegen. Die betroffenen Gewässer seien in regelrechte "Abschussanlagen für Hausgeflügel" verwandelt worden, berichtet das Bonner Komitee gegen den Vogelmord.
Wie die Organisation mitteilt, haben Mitarbeiter an 20 untersuchten Gewässern in den Kreisen Wesel, Kleve, Warendorf und Steinfurt mehr als 2.100 für die Jagd ausgesetzte Hochbrutflugenten gezählt. "Diese Rasse kann offenbar in der freien Natur nicht überleben und wird deshalb täglich mit Tonnen von Getreide und Mais gefüttert. Entsprechend sieht es an den Gewässern auch aus", berichtet Komitee-Geschäftsführer Alexander Heyd. Nach Angaben des Komitees ist ein Großteil der betroffenen Gewässer durch den massiven Futtereintrag sowie den Kot der ausgesetzten Vogelmassen umgekippt. "Zahlreiche wertvolle Feuchtbiotope sind zu Enten-Abschussanlagen umgestaltet und dadurch ökologisch wertlos geworden", ärgert sich Vogelschützer Heyd.
Eine heute im Internet veröffentlichte Fotodokumentation enthält Fotos von ausgesetzten Enten und Fütterungen aus Revieren in Kevelaer, Weeze, Geldern, Issum, Uedem, Moyland, Straelen und Goch (alle Kreis Kleve) sowie Rheinberg, Alpen, und Hamminkeln (Kreis Wesel), Greven (Kreis Steinfurt) und Ostbevern (Kreis Warendorf). Unter den betroffenen Flächen befinden sich insgesamt 4 gesetzlich geschützte Biotope sowie das Naturschutzgebiet "Fleuthkulen" im Kreis Kleve. Das Komitee betont, dass es sich bei dieser Stichprobe nur um einen kleinen Teil der tatsächlich vorhandenen Gewässer handelt. Heyd: "Die Dunkelziffer ist sehr hoch. Landesweit gehen wir von Hunderten betroffenen Gewässern und Zehntausenden ausgesetzten Zuchtenten aus".
Das Komitee hat gestern Anzeigen wegen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz sowie gegen die Bestimmungen des Landesjagdgesetzes gegen alle betroffenen Revierpächter erstattet. Heyd: "Wir erwarten, dass die Jagdbehörden einschreiten und die betroffenen Gewässer umfassend renaturiert werden".
Der Verband erneuerte seine Forderung an Umweltminister Johannes Remmel, bei der im nächsten Jahr geplanten Reform des Landesjagdgesetzes ein generelles Aussetzungs- und Fütterungsverbot für Enten und Fasane durchzusetzen. "Der Abschuss von zahmen Hausgeflügel hat mit Jagd oder Naturverständnis nichts zu tun - es geht einzig und allein darum, so viele Tiere wie möglich zu erlegen", so Komiteevorsitzender Heinz Schwarze.
Quelle: Komitee gegen den Vogelmord e. V. (ots)