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Neotropische Fledermäuse: Schwirrflug als Jagdstrategie

Archivmeldung vom 23.01.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.01.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Die etwa fünf Gramm schwere Großohrfledermaus spürt auch im Unterholz ruhende Insekten auf
Quelle: Foto: Inga Geipel (idw)
Die etwa fünf Gramm schwere Großohrfledermaus spürt auch im Unterholz ruhende Insekten auf Quelle: Foto: Inga Geipel (idw)

Auf dem Speiseplan von neotropischen Großohrfledermäusen (Micronycteris microtis) stehen unter anderem Libellen, Käfer und Zikaden. Oft machen die nachtaktiven Säuger Beute, wenn diese Insekten im dichten Unterholz auf Blättern ruhen. Unter derartigen Bedingungen scheint eine Echoortung fast unmöglich. Wie gelingt es den Fledermäusen also, die bewegungs- und lautlose Beute aufzuspüren? Und welche visuellen Reize, Gerüche oder Laute könnten den Dschungelbewohnern neben der Echoortung beim Jagen helfen?

Die Diplom-Biologin Inga Geipel forscht an der Universität Ulm
Quelle: Foto: privat (idw)
Die Diplom-Biologin Inga Geipel forscht an der Universität Ulm Quelle: Foto: privat (idw)

Diesen Fragen sind Ulmer Forscherinnen um Inga Geipel mithilfe von Verhaltensversuchen im Smithsonian Tropical Research Institute (Barro Colorado Island, Panama) nachgegangen. Ihre Erkenntnisse zum Schwirrflug als Jagdstrategie der Großohrfledermaus haben sie jetzt in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlicht.

Fledermäuse werden im tropischen Regenwald mit unendlich vielen Reizen konfrontiert: Die überaus reiche Vegetation reflektiert nämlich Echoortungsrufe der Insektenfresser. Durch diese von Pflanzen zurückgeworfenen Störechos dürften die nachtaktiven Säuger auf Blättern ruhende Beutetiere kaum wahrnehmen. Die Forscherinnen sprechen von „akustischer Maskierung“. Trotzdem machen alleine bewegungsarme Libellen zehn Prozent der Nahrung von Micronycteris microtis aus. Wie die Fledermäuse diese und andere Insekten lokalisieren, haben Inga Geipel, Dr. Kirsten Jung und die 2011 verstorbene, ehemalige Leiterin des Ulmer Instituts für Experimentelle Ökologie, Professorin Elisabeth Kalko, in Verhaltensversuchen analysiert.

Auf Barro Colorado Island und in Gamboa (Panama) haben die Biologinnen Großohrfledermäuse gefangen und für die Versuche in eine Voliere gesetzt. Auf Blättern von Topfpflanzen (Ormosia macrocalyx), deren Position mehrfach verändert wurde, präsentierten sie ihnen verschieden gestaltete Libellen-Attrappen. Mit diesen Nachbildungen wollten die Wissenschaftlerinnen den Einfluss von Form, Struktur und Material auf das Verhalten der Fledermäuse überprüfen. Die Aktionen und Echoortungsrufe der nachtaktiven Säuger wurden mit Hochgeschwindigkeitskameras und Ultraschallgeräten festgehalten.

Bei allen Fledermäusen haben die Forscherinnen ähnliche Verhaltensmuster beobachtet: Die Tiere flogen im „Schwirrflug“ vor den Topfpflanzen und stießen kurze, multi-harmonische und breitbandige Echoortungsrufe aus. Die Beutelokalisation gelang erstaunlich schnell. Das gilt in besonderem Maße für Libellen-Nachbildungen, die eine für diese Insekten charakteristische Kreuzform aufwiesen. Offenbar macht sich Micronycteris microtis im Schwirrflug ein detailliertes akustisches Bild – basierend auf der Beuteform und –struktur sowie dem Beutematerial. „Die Großohrfledermaus nutzt bei ihrer Jagd lediglich die Echoortung. Weitere Strategien zur Reizreduktion konnten wir nicht feststellen“ erklärt Inga Geipel.

Im jetzt veröffentlichten Fachartikel beschreiben die Forscherinnen erstmals, dass eine Fledermausart alleine durch Echoortungsrufe bewegungslose Beute im dichten Unterholz aufzuspüren kann. Allen Störechos zum Trotz können die Säugetiere sogar die Nahrung klassifizieren und ihre exakte Position bestimmen. „Offenbar ist der Schwirrflug kombiniert mit kurzen Echoortungsrufen eine spezielle Strategie, die Großohrfledermäusen das Jagen unter schwierigen Bedingungen ermöglicht“, fasst Inga Geipel zusammen.

Quelle: Universität Ulm (idw)

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