OMV-Chef Roiss kritisiert europäische Energiepolitik
Archivmeldung vom 21.07.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGerhard Roiss, Chef des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV, kritisiert massiv die europäische Energiepolitik. "Europa verschläft das Thema Schiefergas", so Roiss im Gespräch mit "manager magazin". Die Vereinigten Staaten, wo viel Erdgas aus Schiefergestein gefördert werde, hätten einen klaren Wettbewerbsvorteil. Dort sei das Gas so billig geworden, dass sich die energieintensiven Unternehmen wieder ansiedeln würden.
"Die amerikanische Petrochemie war mausetot", sagte Roiss. "Jetzt ist sie wieder da." Europa habe nun "die schlechteste Kostenposition". In den USA würden die Gaskraftwerke hoch- und die Kohlemeiler heruntergefahren. Dadurch würden auch die CO2-Emissionen sinken. In Europa hingegen liefen die Kohlekraftwerke "rund um die Uhr". Roiss: "Das ist doch absurd."
Die Lösung sieht er nur in einem europäischen Ansatz. Jedes einzelne Land sei mit dem Thema überfordert, die nationale Politik könne gegen die Widerstände nicht argumentieren. Umstritten ist vor allem das bei Schiefergas zum Einsatz kommende sogenannte Fracking, eine Fördermethode, bei der chemische Substanzen verwendet werden. Europa, fordert Roiss, müsse deshalb eine übergreifende Kommunikationspolitik betreiben und hohe ökologische Standards setzen, um die Widerstände abzubauen.
Für Roiss liegt die Wurzel des Problems in einer generell fehlenden, einheitlichen Energiepolitik. Europa sei "ein Schrebergarten": "Die Franzosen setzen auf Atom, die Polen auf Kohle, Deutschland auf Wind und Sonne." Aber von Gas spreche keiner. Das sei fatal, weil das Schicksal der europäischen Industrie davon abhänge, so der Gaskonzern-Chef.
Quelle: dts Nachrichtenagentur