Erneute Zunahme der Wilderei 2017
Archivmeldung vom 29.12.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZwei der symbolträchtigsten Tierarten der Welt, Elefanten und Nashörner, waren auch 2017 weiterhin im Fadenkreuz der Wilderer: Die beschlagnahmte Menge Elfenbein ist gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen, und es verging kaum ein Tag, ohne dass ein weiterer Fall von Nashorn-Wilderei gemeldet wurde.
Auch auf Elefanten wurde dieses Jahr weiter erbarmungslos Jagd gemacht. Im Juli stellten Hongkonger Behörden über sieben Tonnen gewildertes Elfenbein sicher. Dies soll die größte jemals beschlagnahmte Menge sein. Mit mindestens drei bedeutenden Beschlagnahmungen, bei denen insgesamt über 5,5 Tonnen sichergestellt wurden, schien auch Vietnam ein bevorzugtes Zielland für illegales Elfenbein zu sein.
Laut eigener Aufzeichnungen des IFAW sind im Jahr 2017 bisher über 23 Tonnen illegales Elfenbein von Gesetzeshütern sichergestellt wurden – ein Zuwachs von mindestens zwei Tonnen gegenüber den 21,5 Tonnen Elfenbein im Jahr 2016.
„Es ist erschütternd, dass Gesetzeshüter dieses Jahr jede Woche irgendwo auf der Welt illegales Elfenbein entdeckt haben“, so Robert Kless, Leiter des IFAW (International Fund for Animal Welfare) in Deutschland.
„Und das, obwohl internationale Bemühungen, die Wilderei und den illegalen Handel mit Elfenbein zu beenden, massiv zugenommen haben. Das zeigt uns sehr deutlich: Wir tun noch nicht genug, um Elefanten und andere Wildtiere vor dem grausamen Handel zu schützen.“
Von 2010 bis 2012 wurden fast 100.000 Elefanten wegen ihres Elfenbeins gewildert. 2016 ergab eine den ganzen afrikanischen Kontinent umfassende Studie, dass der Elefantenbestand von 600.000 im Jahr 1989 auf geschätzte 415.000 gesunken war. Somit befinden sich die Elefanten in der schlimmsten Wildereikrise, seit das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) 1989 international den Elfenbeinhandel verboten hat.
Auch Nashörner sind stärker bedroht denn je. In Südafrika, wo 74 Prozent der Nashornpopulation leben, sorgt die Regierung dafür, dass Fälle von Nashorn-Wilderei nicht allzu häufig bekanntgemacht werden. Die letzte offizielle Zahl wurde im Juli 2017 veröffentlicht. Damals hieß es von den Behörden, von Januar bis Juni des Jahres seien 359 Nashörner gewildert worden. Es vergeht jedoch kaum ein Tag, an dem in den Medien nicht von mehreren Vorfällen der Wilderei berichtet wird, sodass die Zahl für das Jahr wahrscheinlich erheblich höher ausfällt. Die Nashorn-Wilderei hat in Südafrika von 13 Fällen im Jahr 2007 auf 1.054 im Jahr 2016 zugenommen. Es gibt keinen Hinweis, wann offizielle Angaben für 2017 veröffentlicht werden sollen.
Im April 2017 hob das Verfassungsgericht Südafrikas ein Moratorium für den Verkauf von Nashorn-Hörnern im Land auf, der internationale Handel dagegen blieb weiterhin verboten. Dies schuf die Voraussetzungen für die erste Online-Auktion von Nashorn-Hörnern, die der größte Nashornzüchter Südafrikas, John Hume, im August durchführte. Insgesamt wurden Genehmigungen für den Verkauf von 264 Hörnern erteilt. Der IFAW und andere Organisationen kritisierten die Auktion scharf. Offenbar scheiterte Hume mit seinem Ansinnen, denn die südafrikanische Regierung erklärte kürzlich, es seien weder ein einziges Horn noch Teile von Hörnern verkauft worden.
Immerhin gab es 2017 auch gute Nachrichten für Elefanten: China kündigte an, jeglichen Handel mit Elfenbein bis Ende des Jahres zu verbieten. Das Land begann mit der Umsetzung dieses Vorhabens, indem es bereits im März einige seiner Elfenbein-Schnitzereien und -Geschäfte schloss. Die weiteren Schritte sind in Arbeit. Die Sonderverwaltungszone Hongkong gab bekannt, ihr Elfenbeinmarkt werde bis 2021 geschlossen.
„Bisher sehen wir wichtige Schritte von China und den USA, nationale Elfenbeinmärkte zu schließen. Nun ist die EU am Zug – sie ist der größte Exporteur von Elfenbein nach China und Hongkong. Wir Europäer können nicht Maßnahmen von anderen Ländern fordern und selbst weiterhin einen florierenden Handel mit Elfenbein in der EU zulassen“, so Kless weiter. „Hier muss auch die zukünftige Bundesregierung aktiv werden und sich für ein Handelsverbot mit Elfenbein in der EU einsetzen.“
Quelle: IFAW Deutschland