Trauriger Rekord für deutsche Autohersteller
Archivmeldung vom 26.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie großen deutschen Autohersteller fallen durch überdurchschnittlichen Spritverbrauch und damit Klimabelastung auf - Deutsche Umwelthilfe fordert ab 2008 die Einführung von Kraftstoff-Höchstverbräuchen für alle Neuwagen - Deutsche Hersteller gehören zu den Hauptverantwortlichen, wenn 2008 europaweit die EU-Klimavorgaben deutlich verfehlt werden.
"Die deutsche Automobilindustrie steht durch eine falsche
Modellpolitik vor der größten Existenzkrise ihrer Geschichte"
bewertet die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) das ernüchternde
Ergebnis der heute veröffentlichten Untersuchung im Auftrag des
Europäischen Verbandes für Verkehr und Umwelt "Transport &
Environment" (T&E) über den Stand der Klimaschutzanstrengungen der
Autohersteller in Europa. Die Studie des britischen Institute for
European Environmental Policy (IEEP) untersucht erstmals die
Fortschritte bzw. Defizite einzelner Automarken bei der Verringerung
der CO2-Emissionen gemessen an ihren Ende der 90er Jahre gegenüber
der EU eingegangenen Verpflichtungen. Danach belegen deutsche
Autohersteller beim durchschnittlichen Spritverbrauch der
zugelassenen Neufahrzeugen unter den 20 meistverkauften Automarken in
Europa ausschließlich schlechte Werte: Die Plätze 12 (Mercedes-Benz),
14 (Volkswagen), 15 (BMW) und 17 (Audi) gehen an Deutschland.
"Diese Ergebnisse sind ein Gradmesser für die Zukunftsfähigkeit
der deutschen Automobilindustrie. Die Absatzkrise für Spritfresser in
Amerika und das wirtschaftliche Debakel bei Ford, General Motors und
Chrysler wird in den nächsten Jahren auch den europäischen Markt
erreichen", kommentierte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch das
katastrophale Abschneiden von VW, MercedesBenz, BMW und Audi. "Wir
sehen heute die Folgen einer falsch verstandenen Industriepolitik der
EU wie ihrer Mitgliedsstaaten. Der Verzicht auf klare
Effizienzvorschriften für Pkw führte pikanterweise gerade die
deutschen Hersteller in die technologische Sackgasse. Wir warnen seit
Jahren davor, dass die deutschen Hersteller aus ökologischer Ignoranz
vor allem die Bleifuss-Fraktion unter den Autokunden bedienen und
darüber die Entwicklung effizienter und gleichzeitig sauberer
Fahrzeugen verschlafen".
Die Deutsche Umwelthilfe fordert die Bundesregierung dazu auf, im
Rahmen der bevorstehenden deutschen EU-Präsidentschaft die
"Hersteller ordnungsrechtlich zu mehr Klimaschutz zu veranlassen und
feste Kraftstoff-Höchstverbräuche EU-weit ab 2008 vorzuschreiben",
wie es alle verkehrspolitisch engagierten Umwelt- und
Verkehrsverbände in Europa inzwischen vorschlagen. "Nur
verbrauchsarme und saubere Pkw werden auf Dauer in Europa und auf den
wichtigsten Auslandsmärkten Erfolg haben", sagte Resch. In
Deutschland sei darüber hinaus die lange angekündigte CO2-basierte
Kfz-Steuer überfällig.
Die EU-Klimaziele sehen vor, dass bis 2008 der durchschnittliche
Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid bei Neufahrzeugen auf 140 Gramm
pro gefahrenem Kilometer (entsprechend 5,8 Liter Benzin oder 5,1
Liter Diesel pro 100 Kilometer) sinkt. Dieses Ziel wird absehbar
verfehlt, wofür die neue Untersuchung ein weiterer Beleg ist. Aus
diesem Grund haben die EU-Kommission und in Deutschland auch
Umweltminister Sigmar Gabriel verbindliche Vorgaben bei der CO2- und
Verbrauchsreduktion angekündigt.
Die Deutsche Umwelthilfe hatte
bereits vor einem Jahr eigene Verbrauchs-Berechnungen für die
Modellreihe 2006 (s. www.duh.de, PM vom 26.10.2005) vorgelegt, mit
ähnlich deprimierenden Ergebnissen insbesondere für die deutschen
Hersteller.
Quelle: Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe