Potentiell gefährliche Invasion: amerikanische Rippenqualle erstmals in der Ostsee
Archivmeldung vom 30.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWissenschaftler am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel identifizierten die ersten Individuen der Rippenqualle Mnemiopsis leidyi in Proben aus der Kieler Förde am 17. Oktober 2006. Seither nehmen die Dichten von Mnemiopsis stetig zu und haben in einer Wasserprobe vom 21.11.2006 ca. 80 Individuen pro Kubikmeter erreicht.
Durch den weltweiten Schiffsverkehr und die damit verbundene Verschleppung von
Arten sind biologische Invasionen ein stetig zunehmendes Problem der
Meeresökosysteme. Während die meisten Invasionen fremder Arten eher harmlos
sind, gibt es einige Einwanderer, die zu dramatischen Störungen des Ökosystems
führen. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Rippenqualle Mnemiopsis leidyi.
Ursprünglich an der amerikanischen Ostküste beheimatet, wurde sie in den 80er
Jahre vermutlich mit dem Ballastwasser von Schiffen in das Schwarze Meer
verschleppt, von wo aus sie weiter in das Asovsche Meer, das Marmarameer, das
Mittelmeer und schließlich in das Kaspische Meer vordrang. Ihr massenhaftes
Auftreten war stets mit einem drastischen Rückgang der Fischbestände verbunden.
Im Schwarzen Meer fielen die Fischerträge innerhalb weniger Jahre auf ein
Zehntel der Werte vor der Mnemiopsis-Invasion.
Damals haben
Wissenschaftler die Ursache für die alarmierende Entwicklung auf die
Ernährungsgewohnheiten der Rippenqualle zurückgeführt: die Rippenqualle ernährt
sich von Zooplankton, mikroskopisch kleine Lebewesen im Ozean. Damit ist der
fremde Gast einerseits Nahrungskonkurrent der Fische, andererseits ernährt sich
die Rippenqualle auch von den Fischlarven und -eiern und trägt zur Dezimierung
der Bestände bei. Am Kieler Institut schlug die Entdeckung der iranischen
Gastwissenschaftlerin Jamileh Javidpour sofort Alarm. "Im Rahmen ihrer
wöchentlichen Probennahme aus der Kieler Förde hat Frau Javidpour plötzlich die
Rippenqualle Mnemiopsis entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt am 17. Oktober zählten wir
ca. 30 Individuen pro Kubikmeter, seither nimmt die Dichte von Mnemiopsis aber
stetig zu", berichtet ihr Betreuer Prof. Ulrich Sommer, Professor für Marine
Ökologie.
Die steigenden Zahlen verursachen Sorgen bei den Meereswissenschaftlern am IFM-GEOMAR, denn 80 Individuen pro Kubikmeter entspricht bereits ein Drittel der Maximaldichte, die 1989 im Schwarzen Meer erreicht wurde. Sollte sich Mnemiopsis weiter vermehren und ausbreiten, stellt sie eine wesentliche Gefahr für die Fischbestände der Ostsee dar. Eine Ausbreitung in der Nordsee ist ebenso zu befürchten.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.