Abrupten Klimasprüngen auf der Spur
Archivmeldung vom 02.08.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn einem Beitrag des Wissenschaftsmagazins Nature - Geoscience- weisen die Geowissenschaftler Achim Brauer, Peter Dulski und Jörg Negendank, Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ), Gerald Haug vom DFG-Leibnizzentrum für Erdoberflächen- und Klimaforschung an der Universität Potsdam und der ETH in Zürich und Daniel Sigman von der Princeton University erstmalig einen extrem schnellen Klimawechsel in Westeuropa nach.
Dieser ereignete sich lange vor den menschlich verursachten
Veränderungen der Atmosphäre und steht ursächlich mit einem plötzlichen
Umschwung der Windsysteme in Zusammenhang.
Der Nachweis einer extremen Abkühlung innerhalb weniger Jahre vor 12
700 Jahren gelang im Sediment des Vulkansees Meerfelder Maar in der
Eifel. Die hier gefundenen jahreszeitlich geschichteten Ablagerungen
ermöglichen es, die Geschwindigkeit von Klimawechseln präzise zu
bestimmen. Mit einer neuartigen Kombination mikroskopischer
Untersuchungsmethoden und moderner geochemischer Scanner-Verfahren
gelang es den Wissenschaftlern, die klimatischen Bedingungen selbst
einzelner Jahreszeiten zu rekonstruieren. So waren es vor allem
Änderungen der Windstärke und -richtungen im Winterhalbjahr, die das
Klima nach einer kurzen instabilen Phase von wenigen Jahrzehnten
innerhalb eines Jahres in einen völlig anderen Modus kippen ließen.
Bisher ging man davon aus, dass allein Abschwächungen des Golfstroms
für starke Abkühlungen in Westeuropa verantwortlich sind. Die
untersuchten Binnenseeablagerungen jedoch zeigen, dass die
atmosphärische Zirkulation wahrscheinlich in Verbindung mit der
Ausbreitung von Meereis eine wichtige Rolle gespielt hat. Diese neuen
Ergebnisse zeigen aber auch, dass das Klimasystem noch lange nicht
verstanden ist, und dass besonders die Mechanismen kurzfristiger
Umschwünge und der Zeitpunkt ihres Eintretens immer noch Rätsel
aufweisen. Feinstgeschichtete Seeablagerungen stellen besonders
geeignete geologische Archive dar, mit denen die Wissenschaftler der
Sprunghaftigkeit des Klimas auf die Spur kommen wollen.
Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) und anderer Einrichtungen sind weltweit auf der Suche nach solchen Archiven, um in Zukunft auch flächendeckende Informationen über die Klimadynamik und mögliche regionale Variationen zu erhalten.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e.V.