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Verzicht auf Schnabelkürzen: Eier aus Pilotbetrieb ab Montag im Supermarkt

Archivmeldung vom 14.11.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.11.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Petra Bork / pixelio.de
Bild: Petra Bork / pixelio.de

Innovation im Supermarktregal: Rewe und Penny werden ab kommendem Montag in ihren Filialen in Niedersachsen, Bremen und Hamburg Eier von Legehennen verkaufen, deren Schnabel nicht amputiert worden ist. Die Rewe Group bestätigte entsprechende Informationen der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Demnach stammen die Eier aus einem Pilotbetrieb in Lohne, Landkreis Vechta, in dem seit September im Zuge eines Praxistests gemeinsam mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover und der Hochschule Osnabrück 46.000 Legehennen ohne gekürzten Schnabel eingestallt sind. Sie sollen etwa 40.000 Eier am Tag legen, die Rewe künftig in Sechserpacks unter einer Regional-Dachmarke verkaufen will.

Der Versuch finde vor dem Hintergrund des ab 2017 vom niedersächsischen Landwirtschaftsministerium angepeilten Verbots des Schnabelkürzens bei Hühnern statt, schreibt die "NOZ". Bislang werde so gut wie jeder Legehenne in Deutschland die Schnabelspitze kupiert, um gegenseitiges Federpicken oder gar Kannibalismus im Stall zu unterbinden. Handel und der Eier-Zertifizierer KAT hatten sich dem niedersächsischen Stichtag angeschlossen, sodass ab 2017 keine Eier von Hennen mit gekürztem Schnabel mehr im Regal landen sollen.

Die Testhennen aus Lohne würden "bedarfsorientiert, nicht kostenorientiert" gehalten, teilte Rewe der NOZ mit. Die Tiere bekämen hochwertiges Futter und Beschäftigungsmöglichkeiten wie Picksteine geboten. So solle die Verhaltensstörung unterdrückt werden. Zudem werde die Herde intensiv überwacht, um im Ernstfall zügig eingreifen zu können. Laut Rewe Group bleibt der Eierpreis beim Discounter Penny stabil. Bei Rewe selbst habe es bislang keine Eier unter einer Regionalmarke gegeben, sodass ein Preisvergleich nicht möglich sei. Das Landwirtschaftsministerium in Niedersachsen geht davon aus, dass der Verzicht aufs Schnabelkürzen finanziellen Mehraufwand von drei Cent pro Ei für den Legehennenhalter bedeutet.

Präsident Hilse: Minister Meyer streut Angst mit "Methoden aus dunkler Vergangenheit"

Niedersachsens Landvolk-Präsident Werner Hilse bringt einen Bauern-Boykott des für 2017 geplanten Verzichts auf das Schnabelkürzen bei Legehennen ins Spiel. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Hilse: Bislang gebe es lediglich Absichtserklärungen des Landwirtschaftsministeriums, das Teilamputieren der Schnäbel bei Hühnern zum 1. Januar 2017 zu untersagen. Eine Gesetzesgrundlage etwa in Form eines Erlasses sei dem Landvolk nicht bekannt. "Stellen Sie sich vor, es ist 1. Januar 2017 und keiner macht mit", sagte Hilse.

Bei einem Verzicht auf das Kürzen drohe Kannibalismus im Stall. Die Bauern stünden also vor der Frage, ob sie an der bewährten Methode festhielten oder Tierqual in Kauf nehmen. "Die Antwort fällt leicht: Ich sehe zurzeit keine Alternative zum Schnabelkürzen." Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer drohe eine Blamage, wenn niemand mitziehe.

Bislang werden die Schnäbel auf Basis von Sondergenehmigungen gekürzt, berichtet die "NOZ". Diese Genehmigungen sollen auslaufen, bestätigt das Agrarministerium auf Nachfrage der Zeitung. Wer ohne Genehmigung kürze, verstoße gegen das Tierschutzgesetz. Das Ministerium räumte allerdings ein, dass ein Erlass noch in der Verbandsanhörung und damit nicht rechtskräftig sei.

Der Landvolk-Chef kritisierte in dem Interview zudem die Einrichtung einer anonymen Meldestelle zum 1. Oktober, bei der beispielsweise Mitarbeiter von Bauernhöfen oder fleischverarbeitenden Betrieben Verstöße gegen Hygiene- oder Tierschutzbestimmungen melden sollen. "Das sind Methoden, wie wir sie aus dunkler Vergangenheit kennen", sagte Hilse. "So löst man keine Probleme, sondern streut Angst."

In der Debatte um den Moorschutz in Niedersachsen warf der Verbandschef dem Minister vor, die Weiterentwicklung der Landwirtschaft ausbremsen zu wollen. Hilse zeigte sich skeptisch, ob die Einwände der Bauern zu einem ersten Entwurf des neuen Raumordnungsprogrammes Gehör finden würden. Der Minister habe aber zugesagt, mit dem Landvolk über Korrekturen zu sprechen. "Wir erwarten jetzt, dass er auf uns zukommt", so Hilse.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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