Deutscher Tierschutzbund klagt Tierqual an: Millionen Mastkaninchen leiden hinter Gittern
Archivmeldung vom 14.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVor allem in der Osterzeit ist er als Festessen sehr beliebt: der Kaninchenbraten. Doch was viele Verbraucher nicht wissen: das Leben der Kaninchen, die als vermeintlicher Gaumenschmaus aufgetischt werden, ist ein trauriges. Jedes Jahr werden circa 30 Millionen Tiere in Deutschland verzehrt. Bisher gibt es keinerlei rechtliche Bestimmungen, die die Kaninchenhaltung regeln.
Auch wenn einzelne Handelsketten vergangenes Jahr Konsequenzen zogen und die Qualware aus Ihren Kühlregalen verbannt haben, hat sich an den Haltungsbedingungen für die Tiere nichts geändert. Selbst in Stallungen von Funktionären des Bundesverbandes der Kaninchenfleisch und Wollerzeuger ist die grausame Haltung Alltag, wie Bildmaterial beweist, das dem Deutsche Tierschutzbund zugespielt wurde.
"Das Leben der Kaninchen hat mit der Idylle, von glücklich hoppelnden Tieren nichts zu tun. Es muss endlich eine gesetzliche Regelung her, damit die Kaninchenmast in Zukunft den Anforderungen des Tierschutzgesetzes gerecht wird. Wer sich nicht an millionenfacher Qual mitschuldig machen will, sollte auf den Kaninchenbraten verzichten", so Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes in Bonn.
Die typische Haltung der Mastkaninchen ist mit der von Legehennen in Käfigbatterien vergleichbar. Die Tiere sind in Drahtgitterkäfigen eingepfercht, in denen sie aller artgerechten Verhaltensweisen beraubt sind. "Hoppeln", und "Männchen machen" sind den bewegungsfreudigen Tieren nicht möglich. Die grausamen Folgen: Verkrümmungen der Wirbelsäule und Gelenkprobleme. Die Drahtgitterböden und der zu geringe Platz fügen den Kaninchen enorme Schmerzen und Verhaltensstörungen zu. So kann es beispielsweise zu schmerzhaften Pfotengeschwüren und Gitternagen kommen.
Der
Deutsche Tierschutzbund fordert eine EU-weite Regelung der
Haltungsbedingungen von Mastkaninchen. Seit 1998 arbeitet der Europarat
nun schon an einer Empfehlung zur Kaninchenhaltung, die 13. Revision
liegt bereits seit 2007 als Entwurf vor. Doch seitdem wird vergeblich
auf einen Abschluss gewartet. Auch ein nationaler Alleingang der
Bundesregierung lässt auf sich warten. So fehlt im 2007
veröffentlichten Tierschutzbericht der Bundesregierung jegliche Zusage,
endlich eine gesetzlich verbindliche Haltungsvorschrift zu erlassen.
Das Thema wird mit ausweichenden Aussagen zu fehlenden
Forschungsergebnissen abgehakt. Aus Tierschutzsicht muss die Haltung
von Kaninchen in Käfigen oder Einzelhaltung verboten werden. Des
Weiteren müsste dem artgemäßen Verhalten der Tiere Rechnung getragen
und mehr Platz, Rückzugsbereiche, Einstreu, Nagematerial und
strukturiertes Futter zur Verfügung gestellt werden.
Quelle: Deutscher Tierschutzbund e.V.