Umweltexperte Braungart will Grünen Punkt boykottieren
Archivmeldung vom 17.09.2018
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Freigeschaltet durch André OttDer international renommierte Umweltexperte Michael Braungart hat zu einem "Boykott des Grünen Punktes" aufgerufen, um die Hersteller von Kunststoffen zu einem umweltfreundlicheren Design ihrer Produkte zu zwingen. "Wir sollten alles ausgediente Plastik dorthin wieder zurückbringen, wo wir es eingekauft haben - also Joghurtbecher nicht in den gelben Sack und Altkleider nicht in den Container werfen, sondern massenhaft zurück in den Laden bringen", sagte er der "Frankfurter Rundschau".
Er sei sich sicher, dass dann "schnell gesunde und umweltfreundliche Produkte entwickelt sowie Recycling- und Kompostiersysteme (für biologisch abbaubares Plastik, Red.) eingerichtet werden, die ihren Namen verdienen". Der Chemiker und Verfahrenstechniker Braungart forderte Industrie und Politik zu einer konsequenten Entgiftung der Plastik-Produkte auf. "In Kunststoffen werden heute insgesamt 600 problematische Stoffe eingesetzt, die EU hat gerade 64 davon verboten. Hier muss man ansetzen."
Der Professor bezeichnete die von der EU-Kommission in diesem Jahr aufgelegte Plastik-Strategie als einen "Fall von Alibi-Gesetzgebung", da sie nicht an den Kern des Problems herangehe. Andererseits sagte der Experte: "Plastik zu verteufeln, ist Unsinn. Kunststoffe sind, richtig gemacht, ein hervorragendes Material, das unser Leben verbessert." Braungart lehrt an den Universitäten in Lüneburg und Rotterdam und ist Geschäftsführer des Umweltinstituts EPEA in Hamburg. Zusammen mit dem US-Architekten William McDonough entwickelte er in den 1990er Jahren mit "Cradle to Cradle" (C2C, "Von der Wiege zur Wiege") ein Konzept für nachhaltiges Produktdesign. Er wurde unter anderem mit dem "Hero of the Planet Award" des "Time Magazine" ausgezeichnet.
Quelle: dts Nachrichtenagentur