Umwelt-TÜV für die Ostsee-Pipeline
Archivmeldung vom 17.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer für 2008 angestrebte Baubeginn für die Ostsee-Pipeline ist nach Ansicht des WWF unrealistisch. Die Umweltstiftung forderte heute auf der Landespressekonferenz in Schwerin einen umfassenden Öko-TÜV für die 1.200 Kilometer langen Röhren, die Deutschland und Europa in Zukunft mit russischem Erdgas versorgen soll.
Der WWF präsentierte eine Studie, die die
ökologischen Maßstäbe für den Pipelinebau in der Ostsee aufzeigt.
"Der angekündigte Baubeginn 2008 lässt sich nur halten, wenn die
gängigen deutschen und europäischen Umweltstandards missachtet
werden. Ein Parforceritt auf Kosten der empfindlichen Ostsee ist
nicht akzeptabel", sagte WWF-Ostseeexperte Jochen Lamp. "Wenn die
Umwelt zu ihrem Recht kommen soll, kann der Bau kaum vor 2010
beginnen."
Der WWF begründet seine Initiative mit den Risiken des Projektes,
das von einem Konsortium des russischen Monopolisten Gasprom unter
Beteiligung deutscher Tochterunternehmen von E.ON und BASF betrieben
wird. So sollen die beiden Röhren das Naturschutzgebiet Greifswalder
Bodden queren, wo sie bei Lubmin an Land gehen. "Die Bauarbeiten an
zwei 15 Meter breiten und bis zu vier Meter tiefen Rinnen zerstören
auf Jahre wertvolle Lebensräume wie die Seegraswiesen. Sie
beeinträchtigen wichtige Laichgebiete des Herings und anderer
Fischarten", so Lamp. Der WWF fordert, das Schutzgebiet möglichst zu
umgehen.
Zudem sollten die zwei Gasröhren zumindest in empfindlichen
Gebieten nicht wie geplant im Abstand von zwei Jahren, sondern
gleichzeitig verlegt werden. So müsse die Natur nicht zwei Störphasen
verkraften.
Die geplante Trasse führe durch zum Teil unerforschte
Meeresbiotope vor den Küsten Finnlands und Schwedens. Bevor der Boden
umgepflügt werde, müsse geklärt werden, welche Naturschätze sich hier
verbergen. Notfalls müssten die Betreiber auf eine weniger schädliche
Alternativroute ausweichen. "Blindes Baggern wäre unverantwortlich",
so der WWF.
Gefahren entstünden beim Bau der Pipeline möglicherweise auch
durch am Meeresboden lagernde Munitionsreste aus dem Zweiten
Weltkrieg. Auch sei nicht untersucht worden, welche Folgen sich aus
der Summe unterschiedlicher Eingriffe ergeben könnten. So würden auf
engem Raum Pipelineröhren und Kabeltrassen für Offshore-Windparks
geplant.
"Während für Windparkplanungen auf hoher See einheitliche
Umweltstandards definiert sind, schweigen sich Betreiber und Behörden
bei der Ostsee-Pipeline noch aus. Es besteht kein Grund, fossile
Energieträger anders zu behandeln als erneuerbare Energien",
kritisierte Lamp. Der WWF fordert einheitliche Prüfkriterien in allen
fünf beteiligten Ländern, die sich an den höchsten Standards
orientieren müssten. "Nur ein Umwelt-TÜV auf höchstem Niveau entlang
der gesamten Trassenführung wird die Schäden so gering wie möglich
halten." Bislang sei die Einleitung der nötigen Genehmigungsverfahren
nach deutschen und EU-Recht nicht bekannt. Auch die Öffentlichkeit
wurde bisher nicht beteiligt.
Weitere Informationen:
Unter www.wwf.de finden Sie die Studie "Eco check for submarine
pipelines in the Baltic sea" sowie eine deutsche Zusammenfassung der
Studie.
Quelle: Pressemitteilung WWF