Angeblich ältestes geflügeltes Insekt der Welt ist kein Insekt
Archivmeldung vom 22.02.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDas angeblich älteste komplett erhaltene geflügelte Insekt der Welt ist gar kein Insekt. Das hat ein internationales Forscherteam unter der Führung der Universität Göttingen herausgefunden. Das rund 360 Millionen Jahre alte Fossil war in Belgien gefunden und eine erste Analyse im vergangenen August veröffentlicht worden. Das Ergebnis der ausführlichen Nachuntersuchungen ist nun in der renommierten Fachzeitschrift Nature erschienen. Demnach wurden in der Erstbeschreibung offenbar wesentliche Teile des Fossils falsch gedeutet.
So weist das Fossil beispielsweise mehr als die nur sechs für Insekten typischen Beine auf. Organische Reste wurden als Mundwerke und Augen interpretiert, für die es nach Ansicht der Göttinger Wissenschaftler keine überzeugenden Hinweise gibt. Darüber hinaus sind keine Flügelreste erhalten – die ursprünglichen Beschreiber des Fossils hatten es als noch ungeflügelte Larve eines im Erwachsenenstadium geflügelten Tieres beschrieben. Aus Sicht der Göttinger Wissenschaftler könnte es sich dabei jedoch eher um einen während seines Zerfallsprozesses fossilisierten Kleinkrebs handeln.
Die Nachuntersuchungen von Prof. Dr. Rainer Willmann, Leiter der Abteilung Morphologie, Systematik und Evolutionsbiologie der Universität Göttingen, und seinen Kollegen Dr. Thomas Hörnschemeyer und Dr. Sven Bradler waren aufwändig: Mit hoch auflösender Kameratechnik machten die Forscher hunderte Aufnahmen von dem nur acht Millimeter großen Fossil. Diese wurden rechnerisch zusammengesetzt und analysiert, ergänzt durch exakte Zeichnungen auf der Grundlage von Stereomikroskop-Untersuchungen. „Die Erkenntnis, dass es sich bei dem Fossil nicht um ein Insekt handeln könnte, ist von besonderem Interesse“, so Prof. Willmann. „Die frühe Evolution dieser Tiergruppe ist so gut wie unbekannt. Außerdem sind Insekten von herausragender Bedeutung, weil sie von allen Tiergruppen die meisten Arten umfassen und seit ihrem ersten Auftreten im Zeitalter des Devon eine wichtige ökologische Rolle einnehmen.“
Quelle: Georg-August-Universität Göttingen (idw)