Käfig bleibt Käfig! Verbände im Schulterschluss gegen Hühnerverrat im Bundesrat
Archivmeldung vom 29.03.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Agrarausschuss des Bundesrates berät heute in einer Sondersitzung über einen Antrag der Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Mit dem Antrag wollen die drei Landesregierungen, mit Zustimmung weiterer Bundesländer, das ab dem 01. Januar 2007 geltende Verbot der Käfighaltung von Legehennen außer Kraft setzen. Geplant ist offenbar, den Käfig mit der Bezeichnung "Kleingruppe" zu tarnen.
Einem Huhn
soll nach ersten Informationen nur die Fläche von 800 cm2 zur
Verfügung stehen. Das entspräche in etwa der Fläche eines
Aktendeckels. Grundlegend artgemäße Verhaltensweisen können die
Hühner auf so kleinem Raum nicht ausleben. Auf Initiative des
Deutschen Tierschutzbundes haben sich zwölf große, seriöse Verbände
aus den Bereichen Tier-, Umwelt- und Naturschutz, sowie der
Landwirtschaft gegen die Länderinitiative ausgesprochen.
Die Resolution mit dem Titel "Käfig bleibt Käfig!" im Wortlaut:
Käfig bleibt Käfig!
Mehrere Bundesländer verfolgen derzeit das Ziel, die bevorstehende
Verabschiedung der Schweinehaltungsverordnung mit der Aufhebung des
ab dem 01. Januar 2007 bestehenden Käfighaltungsverbotes für
Legehennen zu verknüpfen.
Die Bundesländer versuchen zudem, die Öffentlichkeit zu täuschen.
Statt die Haltung eindeutig als "ausgestalteten" Käfig zu benennen,
werden Begriffe wie "Kleingruppenhaltung" oder auch "Kleinvoliere"
erfunden. Es gilt noch einmal festzustellen: Käfig bleibt Käfig.
Das Vorhaben der Bundesländer - federführend Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern - widerspricht dem
Willen von Millionen von Bürgerinnen und Bürgern, die sich in der
Vergangenheit für das Ende der Käfigqualhaltung eingesetzt haben.
Neben den emotionalen Argumenten sprechen auch die wissenschaftlichen
und rechtlichen Fakten eine klare Sprache: Die ausgestalteten Käfige
sind nicht tiergerecht. Das bestätigt eine Vielzahl seriöser
Wissenschaftler. In dem vom Bundesrat offenbar favorisierten
Käfigsystem - in denen den Hühnervögeln in etwa die Fläche eines
Aktendeckels als "Lebensraum" zugestanden wird - ist kein
verhaltensgerechtes Scharren, Picken oder Sandbaden möglich. Auch die
geschützte Eiablage und ein Aufflattern sind in dem System unmöglich.
Damit verstößt dieses Haltungssystem auch eklatant gegen das Urteil
des Bundesverfassungsgerichts von 1999 und gegen das Staatsziel
Tierschutz. Aber auch im wirtschaftlichen und arbeitspolitischen Sinn
führt der Käfig in eine Sackgasse.
Die Verantwortung für den Tierschutz hat in unserer Gesellschaft
Verfassungsrang. Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben mit ihrem
Einkaufswagen längst abgestimmt: Der Anteil der Eier aus
Käfighaltung sinkt stetig. Der Anteil der Eier aus alternativen
Haltungen wie Boden- und Freilandhaltung steigt. Damit wird deutlich:
Tierqual in der Landwirtschaft hat keine Zukunft. Der klaren
Forderung der Öffentlichkeit muss die Politik auf allen Ebenen Taten
folgen lassen.
Sollte es zu einem Beschluss des Bundesrates "Pro Käfig" kommen,
erwarten die Unterzeichner dieses Aufrufs von der Bundesregierung,
diesen Beschluss nicht in Kraft zu setzen. Im Koalitionsvertrag
sprechen sich alle Regierungspartner für das Ende der Käfighaltung
von Legehennen und das Angebot weiterer artgerechter Haltungsformen
aus. Es wäre nicht zu verantworten, wenn die Große Koalition mit
einem Verrat an den Wählerinnen und Wählern und damit der Tiere
verknüpft würde.
Käfig bleibt Käfig. Das Verbot der Käfighaltung von Legehennen
muss bleiben.
Unterzeichner:
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. (AbL) // Bioland e.V. // BUND e.V. - Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland // Bund Naturschutz in Bayern e.V. // Bundesverband Tierschutz e.V. // Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. // Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR) // Deutscher Tierschutzbund e.V. // Euronatur // Nabu - Naturschutzbund Deutschland e.V. // NEULAND - Verein für tiergerechte und umweltschonende Landwirtschaft e.V. // Schweisfurth-Stiftung
Quelle: Pressemitteilung Deutscher Tierschutzbund e.V.