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Kükentöten wird verboten - Zoos fürchten Engpässe bei Futter

Archivmeldung vom 21.05.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.05.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Löwe
Löwe

Foto: Dodo
Lizenz: CC BY 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Bundestag hat am Donnerstagabend für das Verbot des Tötens von Hühnerküken gestimmt. Neben der Großen Koalition stimmten auch AfD und die Grünen für den Entwurf, FDP und Linke votierten dagegen. Das Verbot soll ab 1. Januar 2022 gelten, ab 2024 werden auch Eingriffe am Hühnerei und der Abbruch des Brutvorgangs ab dem siebten Bebrütungstag untersagt.

Der Verband der Zoologischen Gärten in Deutschland (VdZ) übte scharfe Kritik an den Maßnahmen und fürchtet als Folge Engpässe bei der Fütterung von Zootieren. "Das generelle Tötungsverbot erschwert die Versorgung von Fleischfressern in Deutschland und fördert den Import von Küken zu Futterzwecken nach Deutschland aus dem europäischen Ausland", sagte der Verbandspräsident und Direktor des Zoo Leipzig, Jörg Junhold, dem "Redaktionsnetzwerks Deutschland".

"Dies ist nicht nur unehrlich, sondern auch ökologisch und finanziell unlogisch." Dass das Töten männlicher Küken aus wirtschaftlichen Gründen nicht als vernünftiger Grund angesehen werde, sei aber "nachvollziehbar", sagte er dem RND. Es hätte allerdings nur einer Klarstellung bedurft, dass das Töten von überzähligen Jungtieren aus rein wirtschaftlichen Gründen nicht erlaubt ist, so Junhold. "Die sollte zudem für alle Tierarten gelten, oder was macht ein Küken wertvoller als Nacktmäuse oder Kälber?" Das generelle Töten von Küken ohne jede Ausnahme zu verbieten, widerspreche jedoch dem Grundsatz im Tierschutzgesetz, wonach niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf, sowie dem Grundsatz der Gleichheit aller Tierarten, sagte der Zoodirektor. "Denn Fleischfresser können nicht mit Salat gefüttert werden." Die politische Begründung, die Zoos könnten ihre Futterküken künftig aus anderen europäischen Ländern einführen, mache ihn "fassungslos", so Junhold.

"Das ist unehrlich und zeigt den Widerspruch der ganzen Gesetzesänderung auf." In einem Gutachten nennt der Fachtierarzt für Zoo- und Gehegetiere, Dominik Fischer, der als Kurator beim Grünen Zoo Wuppertal tätig ist, Beispiele für Zootiere, für die die Futterküken die beste, artgerechte Nahrung sei. Darunter sind heimische Wildkatzen und Raubvögel, aber auch Polarfüchse, Warane, Krokodile, Schlangen und auch Vogelspinnen. Laut Hochrechnungen liege der Bedarf an Futterküken in deutschen Zoos und Falknereien bei etwa 19,6 Millionen Küken pro Jahr, so Fischer. Besonders für Greifvögel seien die Jungküken ein "ernährungsphysiologisch ausgewogenes, biologisch sinnvolles und artgerechtes Futtermittel", erklärt der Fachtierarzt. Das treffe auf bereits verarbeitetes Futter nicht zu, sodass die Zoos dann "andere Futtertiere von geringer Körpergröße" verfüttern müssten, etwa Wachteln, Fische, Mäuse oder Meerschweinchen. Anstatt die Küken zu töten, sollen ab 2022 Verfahren auf breiter Front einsetzbar sein, um das Geschlecht schon im Ei zu erkennen und männliche Küken gar nicht erst schlüpfen zu lassen. Tier- und Verbraucherschützer kritisierten das Gesetz als unzureichend.

"In den Ställen kann es nicht so weitergehen wie bisher", sagte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Olaf Bandt, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland", das Aussortieren von Eiern könne aber nur eine Übergangslösung sein. Nötig sei ein grundlegender Umbau der Tierhaltung mit anderen Zuchtzielen und besseren Haltungsbedingungen. "In der Hühnerhaltung muss zukünftig konsequent auf sogenannte Zweinutzungshühner gesetzt werden, die Eier legen und Fleisch liefern können", so Bandt. Auch der Verbraucherschutzverein von Foodwatch kritisierte das Gesetz: "Das Kükentöten wird beendet, aber das Leid in den Hühnerställen geht unvermindert weiter", sagte deren Strategiedirektor Matthias Wolfschmidt, gelernter Tierarzt, dem RND. "Ein Großteil der Eier wird von kranken, leidenden Hennen gelegt - und dieses Elend wird nur dann aufhören, wenn robustere Hühnerrassen eingesetzt werden und klare gesetzliche Vorgaben sicherstellen, dass die Tiere nicht massenhaft krank gemacht werden und Schmerzen leiden."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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